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Auf der verzweifelten Suche nach Rendite akzeptieren Investoren auch im historischen Vergleich unattraktive Angebote.

Foto: Getty Images / Collage: Otto Beigelbeck

Eine Meldung von September kann durchaus als Befund für die Anleihenmärkte herhalten: Österreich ging mit einer 100-jährigen Staatsanleihe mit 2,1-prozentigem Kupon im Volumen von 3,5 Milliarden Euro an den Markt, die sich in der ausgedehnten Zinswüste großer Nachfrage erfreute.

Im Frühjahr war sogar ein Parlamentsbeschluss nötig, damit sich der Bund auf ein Jahrhundert den niedrigen Zins sichern kann. Schuldverschreibungen mit kürzeren Laufzeiten von bis zu fünf Jahren erzielten ohnedies negative Renditen, der Bund verdient also allein dadurch Geld, dass er Schulden aufnimmt.

Österreich werde von der Investorengemeinschaft als sicherer Hafen wahrgenommen, erklärte Markus Stix, Chef der Bundesfinanzierungsagentur.

Unattraktive Angebote

Das ist jedoch nur die halbe Wahrheit, denn auch das bereits mehrfach in eine Staatspleite geschlitterte Argentinien, konnte heuer problemlos eine "Hundertjährige" platzieren. "Es ist eine klare Tendenz hin zu ultralangen Anleihen zu erkennen", erklärte Bankanalyst Elmar Völker von der LBBW. "Vor der Finanzkrise war das höchste der Gefühle eine 30-jährige Anleihe. Inzwischen finden selbst Länder mit einer höheren Verschuldung Abnehmer für länger laufende Bonds."

Die andere Seite der Medaille lautet: Auf der verzweifelten Suche nach Rendite akzeptieren Investoren auch im historischen Vergleich unattraktive Angebote. In Europa sorgen zudem die Anleihenkäufe der EZB für künstliche Nachfrage, was die Renditen drückt. Allerdings reduziert die Notenbank 2018 ihre monatlichen Käufe auf 30 Milliarden Euro, und irgendwann – laut OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny aber wohl nicht vor 2019 – wird die EZB auch wieder an der Zinsschraube drehen.

Obwohl der Rückenwind also bald nachlassen wird, müssen Anleihenbesitzer nicht zwingend Übles befürchten. In den USA ist der Rentenmarkt trotz ausgelaufenen Notenbankkäufen und mehreren Zinsschrittchen bisher auch nicht eingebrochen. Die Entwicklung der Inflation, natürlicher Feind aller Schuldverschreibungen, sollten Anleger dennoch im Auge behalten. (Alexander Hahn, Portfolio, 2017)