St. Pölten – Rund um angebliche Missstände in einer Kinder- und Jugendwohneinrichtung in Niederösterreich berichtete "profil" am Samstag in einer Vorab-Aussendung, dass es in einer Wohngemeinschaft im Bezirk Krems-Land zu "Selbstmordversuchen, Sexualdelikten, Sachbeschädigungen, Körperverletzungen und Diebstählen" gekommen sei. Jeder Vorwurf werde geprüft, so Landesrat Franz Schnabl (SPÖ) auf APA-Anfrage.

Das Nachrichtenmagazin berief sich auf ein ihm vorliegendes Schreiben des örtlichen Polizeiinspektors an die Bezirkshauptmannschaft Krems. 2016 habe die Polizei 33 Mal in das Heim mit sechs Kindern und Jugendlichen ausrücken müssen. Der Träger, Therapeutische Gemeinschaften (TG), wollte laut "profil"-Aussendung auf die 33 polizeilichen Maßnahmen aus "datenschutzrechtlichen Gründen" nicht näher eingehen.

Berichte über Erniedrigungen durch Betreuer

Bisher hatten Jugendliche und ehemalige TG-Mitarbeiter öffentlich von Erniedrigungen durch Betreuer berichtet. Alle angeblichen Missstände sollen von einer vor wenigen Tagen eingerichteten Sonderkommission untersucht werden. "Egal welche Vorwürfe im Raum stehen, jedem einzelnen wird mit 100 Prozent Akribie und Gewissenhaftigkeit nachgegangen", erklärte Landesrat Schnabl am Samstag auf Anfrage. Jeder einzelne Missstand werde abgestellt und verfolgt werden. Ein Zwischenbericht der Sonderkommission soll laut Schnabl voraussichtlich am 18. Dezember präsentiert werden.

Schnabl verwies auch auf die neu eingerichtete Hotline für Beschwerden im Zusammenhang mit privaten Einrichtungen der vollen Erziehung der Kinder- und Jugendhilfe. Diese ist seit Donnerstag unter der Nummer 0800-100-353 werktags von 8.00 bis 17.00 Uhr erreichbar.

"Berg an ungelösten Problemen"

Laut "profil" soll sich zudem ein hochrangiger Ex-Mitarbeiter der TG im Spätsommer 2016 mit einem E-Mail an eine Beamtin der zuständigen Abteilung des Landes Niederösterreich gewandt haben und von seiner Kündigung bei der TG berichtet haben: "Ich konnte für mich die Reißleine ziehen, lasse aber Kinder und einen Berg an ungelösten Problemen und nicht korrekten Vorgängen zurück", schrieb er laut Aussendung in dem E-Mail. Der Mann wollte demnach seine Beobachtungen der Kinder- und Jugendaufsicht persönlich vorbringen. Die Beamtin soll geantwortet haben, sie könne ihm "leider keinen Gesprächstermin anbieten". (APA, 9.12.2017)