Die Saline in Ulcinj ist ein Feuchtgebiet von großer Bedeutung für die Zugvögel.

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Podgorica – Tausende Watt- und Wasservögel haben sie auch in diesem Herbst wieder angesteuert, um sich von ihrer anstrengenden Reise in den Süden zu er holen: Die Saline in Ulcinj im Süden Montenegros ist ein Feuchtgebiet von überragender Bedeutung für die Zugvögel. Ein von Menschen geschaffenes Paradies für Krauskopfpelikane, Kurzfangsperber, Rotflügelbrachschwalben und Seeregenpfeifer.

250 verschiedene Vogelarten leben, nisten, brüten und rasten hier. Die Saline ist so attraktiv, weil dadurch, dass dauernd Meerwasser in die Salzbecken gepumpt wird, auch Eier und Larven von Meerestieren hineingeschleust werden, genug Vogelfutter da ist.

Doch die Saline ist seit vielen Jahren in Gefahr, weil 2012 die Salzproduktion eingestellt wurde. Deshalb versuchen Naturschutzaktivisten und die EU-Kommission seit Jahren, dass die Saline offiziell geschützt wird. Doch dies ist bis heute trotz der Versprechungen des EU-Kandidatenstaates nicht passiert.

"Die Artenvielfalt wird weniger", sagt Jovana Janjušević von der Vogelschutzorganisation Czip in Podgorica. Im Februar 2017 wurde die Saline in der Flächenwidmung der Gemeinde Ulcinj zwar als geschützt bezeichnet. Doch am 30. September wurde das auf gesamtstaatlicher Ebene ausgehebelt. "Jetzt ist die Saline wieder als Bauland ausgewiesen", kritisiert Janjušević.

Unklare Besitzverhältnisse

2015 wurden wenigstens zwei Pumpen notdürftig repariert, die Meerwasser ins System bringen. Unklar sind nach wie vor die Besitzstrukturen. Der Investmentfonds Eurofond kaufte bereits im Jahr 2005 die Salzproduktion für 800.000 Euro vom Staat Montenegro. Immer wieder versuchte der Fond, das Unternehmen und das Land zu verkaufen. Bis heute weiß man nicht, ob die Saline nun noch im staatlichen Besitz oder komplett privatisiert ist.

Der damals zuständige Minister und jetzige Vizeparlaments präsident, Branimir Gvozdenović, versprach 2015, dass der Schutz komme. Geschehen ist das nicht. Gvozdenović meint zum STANDARD, dass dies damit zu erklären sei, dass es an "Verständnis" für das Verfahren gemangelt habe. Die ehemalige deutsche Botschafterin in Montenegro, Gudrun Steinacker, meint: "Es ist offenkundig, dass es keinen politischen Willen gibt, die Saline zu schützen und die unbedingt notwendige Salzproduktion zu erneuern." (Adelheid Wölfl, 11.12.2017)