Am 10. März 2010 trat Anton Innauer als Nordischer ÖSV-Direktor ab. Die Beziehung zu ÖSV-Chef Peter Schröcksnadel ist seither nicht besser geworden.

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Wien – Peter Schröcksnadel hat sich geärgert. Anders ist seine Reaktion auf eine Reaktion, die seine Reaktion auf einen Kommentar von Anton Innauer hervorrief, kaum zu erklären. Der Präsident des Skiverbands (ÖSV) begehrt über seinen Anwalt eine Gegendarstellung vom STANDARD und von diversen anderen Zeitungen, die über die Schröcksnadel-Reaktion auf den Innauer-Kommentar berichtet hatten.

DER STANDARD steht nicht an, hier und jetzt noch einmal kurz zu protokollieren, was geschehen ist. Innauer hatte die ÖSV-Führung in einem Gastkommentar in diversen Bundesländerzeitungen für ihren Umgang mit Missbrauchsskandalen im Skisport kritisiert. Schröcksnadel schrieb Innauer daraufhin einen halboffenen Brief, in dem er den Olympiasieger 1980, späteren Cheftrainer und Nordischen Direktor im ÖSV am Ende einen "Pharisäer" und "Opportunisten" nannte.

Pharisäer-Zitat "in irreführender Weise unvollständig"

Über seinen Anwalt vertritt Schröcksnadel nun die Meinung, die "Tatsachenmitteilung", also das Opportunisten-Pharisäer-Zitat, sei "in irreführender Weise unvollständig". Schließlich sei aus einem sechs Absätze umfassenden Brief nur der letzte Absatz zitiert worden. Und der habe sich, so Schröcksnadel, allein auf den vorletzten Absatz bezogen, also darauf, dass Innauer selbst "jede Möglichkeit" hatte, "solche Rituale aufzudecken und für ihre Abschaffung beizutragen". Mit Ritualen ist vor allem das Pastern gemeint, ein gewalttätiges, sexualisiertes "Aufnahmeverfahren", das über Jahrzehnte im Sport, in Internaten und also speziell in Sportinternaten vorkam.

Auch darauf ist Innauer in einem sehr bemerkenswerten Ö1-Interview eingegangen. "Im Journal zu Gast" hielt er am Samstag fest, aktuelle Fälle von Pastern seien ihm in Stams weder als Schüler noch als Lehrer oder Trainer bekannt geworden. Als er später in seiner Funktion als Nordischer ÖSV-Direktor von einem früheren Fall erfuhr, habe er die Trainer ins Gebet genommen, um sicherzustellen, dass Pastern nicht mehr passieren könne.

"Peter Schröcksnadel selber", also sprach Innauer, "weiß ganz genau, dass ich heikle Themen – und da sind wir nicht nur einmal aufeinandergekracht – auch angegangen bin." Er wäre "sogar als Nestbeschmutzer bezeichnet worden bin, weil ich mich um Verletzungen, um Verletzungsproblematiken mit ihm in vielen Diskussionen gerade auch im Alpinbereich auseinandergesetzt habe". Als er dies auch in einem Buch aufgriff, führte Innauer aus, sei er dafür "fast geächtet worden vom Skiverband".

"Machtfülle"

In lange gewachsenen Strukturen, damit bezog sich Innauer nicht ausschließlich auf den Skiverband, entstehe "eine Machtfülle, die man eigentlich nur in Krisenfällen wirklich zu spüren kriegt". Solche Strukturen "reagieren wie ein Panzer auf bestimmte Problematiken. Unantastbar, aber eben auch mit zu wenig Empathie, zu wenig Einfühlungsvermögen für diejenigen, die nicht zum System gehören." Auch das Wort "Machoattitüde" hat Innauer in dem Zusammenhang in den Mund genommen.

Dass Waltraud Klasnic vom Skiverband als Opferschutzanwältin eingesetzt wurde, erzeugt laut Anton Innauer keine gute Optik. "Weil nicht eine unter Beobachtung stehende Institution eine eigene Untersuchungskommission in Auftrag geben kann." Insgesamt hätte sich Innauer "nicht nur von Peter Schröcksnadel, auch von einigen anderen einfach mehr Einfühlungsvermögen, Mitgefühl erwartet".

Eine ÖSV-Stellungnahme zum Innauer-Interview auf Ö1 gab es bis Sonntagnachmittag nicht. Übrigens hat auch der ORF, wie die "Kronen Zeitung" ein Partner des Skiverbands, speziell auf seiner Homepage umfangreich über die Auseinandersetzung zwischen Schröcksnadel und Innauer berichtet. Innauer kritisiere, hieß es auch da, "den Umgang des Skiverbands mit dem aktuellen Thema Missbrauch im Skisport". Und weiter: "Von ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel wurde er dafür als 'Pharisäer' bezeichnet."

Ob der ÖSV auch den ORF zu einer Gegendarstellung aufgefordert hat, war am Sonntag nicht in Erfahrung zu bringen. (Fritz Neumann, 10.12.2017)