Wien – Schuppenflechte kann am gesamten Körper auftreten: Meist an Händen, Nägeln, Fußsohlen, Ellbogen, Knie, im Gesicht. Bei etwa einem Drittel der Patienten ist auch der Genitalbereich betroffen. Das kann zusätzlich am Selbstbewusstsein kratzen und psychisch extrem belasten. Das haben Befragungen gezeigt: Demnach berichten über 80 Prozent der Psoriatiker, dass die Krankheit ihren Selbstwert hemmt und Frust, Angst, Hilflosigkeit sowie Scham erzeugt. Das kann so weit gehen, dass Körperkontakt und Sexualität weitgehend vermieden werden.

Bei Männern können Penis und Hoden, bei Frauen die Schamhügel und die Schamlippen von den Hautveränderungen betroffen sein. Oft sind die Plaques mit enormem Juckreiz verbunden. Wie eine amerikanische Studie zeigte, zählt Juckreiz mit über 80 Prozent zu den häufigsten Beschwerden, gefolgt von einem Brennen (49 Prozent) und Schmerzen (44 Prozent). Insgesamt gaben 46 Prozent der Befragten an, dass sie wegen der genitalen Symptome seltener Sex haben, bei 34 Prozent verschlimmerten sich die Beschwerden nach dem Geschlechtsverkehr.

Vertrauensbasis schaffen

Laut wissenschaftlichen Untersuchungen sind die meisten Betroffenen von ihrem behandelnden Arzt noch nie auf ihr Sexualleben angesprochen worden. Allerdings ist es den meisten Patienten selbst unangenehm, die Psoriasis im Genitalbereich zu thematisieren. Deshalb werden betroffene Stellen im Intimbereich oft nicht oder nicht richtig behandelt. Besonders an diesen Körperstellen können Laien viel falsch machen, da die Haut dort besonders empfindlich ist, wie Dermatologen betonen.

"Ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient sowie Einfühlungsvermögen des Arztes tragen sehr zum Therapieverständnis und der Therapietreue des Patienten bei. Als ein weiterer Baustein zum Behandlungserfolg hat sich ein multidisziplinärer Therapieansatz erwiesen", sagt etwa Hans Skvara, Dermatologe am Landesklinikum Wiener Neustadt. Konkret meint der Experte damit eine dermatologische Behandlung, in die auch Urologen, Gynäkologen, Psychologen oder auch Kinderärzten eingebunden werden.

Der richtige Umgang

Abgesehen von einem Arztgespräch, kann es im Umgang mit den eigenen Gefühlen hilfreich sein, mit jemanden zu sprechen, der die Situation versteht. "Die Menschen fühlen sich besser, wenn sie einen Freund oder einen Vertrauten haben, dem sie sich öffnen können", sagt Gabriele Schranz, Obfrau der Selbsthilfegruppe und des Vereins PSO Austria.

Grundsätzlich empfiehlt es sich, ehrlich zu sein und das Thema von sich aus gegenüber dem Partner zu thematisieren, so die Expertin weiter. Vorurteile können aus dem Weg geräumt werden, wie etwa, dass Schuppenflechte eine ansteckende Krankheit oder eine Folge mangelnder Hygiene sei. "Es gibt viel zu erklären und das Gegenüber muss ebenso viel annehmen. Beide müssen Rücksicht nehmen. Der Psoriatiker darauf, dass der Partner nicht überfordert ist und Zeit benötigt. Der Partner wiederum braucht viel Einfühlungsvermögen und Toleranz. In jedem Fall sollte man auf das eigene Bauchgefühl hören und sich zu nichts zwingen", so Gabriele Schranz. (red, 11.12.2017)