Bild nicht mehr verfügbar.

Wer ein Biotech-Unternehmen gründen will, braucht viel Geld, Ausstattung und Labors sind teuer. Kapital dafür gebe es nicht genug, heißt es in einer Studie.

Foto: Getty Images

Im Wettkampf mit den europäischen Start-up-Metropolen Berlin, Paris oder Stockholm kann Wien bekanntlich nicht mithalten. Wer ein IT-Start-up gründen oder vergrößern will, zieht eher nicht nach Österreich.

Aber es gibt eben nicht nur IT-Start-ups: In der Biotech- und Life-Science-Branche soll es anders laufen. Hier gibt es in Wien die Hoffnung, sich international als Hub für Start-ups und Spin-offs zu präsentieren und dadurch Investoren und Unternehmen anzulocken und Arbeitsplätze zu schaffen. Die "Zukunftsstrategie Life-Sciences und Pharmastandort Österreich", die das Wissenschaftsministerium letztes Jahr veröffentlichte, skizzierte diese Erwartungen: Insbesondere eine kleine Volkswirtschaft wie Österreich bedürfe einer Fokussierung auf zentrale Stärkefelder, hieß es in dem Dokument. Zufrieden zeigte sich das Ministerium über Investitionen großer Unternehmen (Novartis und Boehringer-Ingelheim) in den Standort, aber auch mit neuen Einrichtungen – hier wird der Campus Vienna Biocenter in St. Marx als zentraler Cluster genannt, "der mit den internationalen Major Players mithalten kann und Leuchtturmcharakter besitzt".

Ausgangslage in Wien nicht einfach

Und dennoch: Laut einer Studie der Modul-Universität Wien, für die acht Experten (unter anderem Wirtschaftsagentur Wien, Tech Gate, Vienna Biocenter) und 16 Start-ups zum Standort Wien befragt wurden, ist die Ausgangslage im Biotech-Bereich nicht einfach. Ein Grund sei die schwierige Suche nach Räumlichkeiten, weil nicht nur Büroflächen, sondern auch Labors benötigt werden. Andere Kritikpunkte betreffen die geringeren Finanzierungsmöglichkeiten und fehlende Inkubatoren.

Karl Altenhuber kann dieses Fazit nachvollziehen. Seit zehn Jahren ist er in der Biotechbranche als Investor und Unternehmer aktiv, vor einem Jahr startete er über die Pharmig – den Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs – mit Helga Tieben (Pharmig) und Wolfgang Huber (Synermed) eine Plattform zur Vernetzung der Biotechs. "Vielen jungen Gründern oder Forschern fehlen die Kontakte mit der Industrie. Für die Finanzierung ihrer Ideen sind diese aber wesentlich", sagt Altenhuber. Laborkosten könnten sich monatlich durchaus auf mehrere Hunderttausend Euro belaufen, da brauche es Partnerschaften, "auch weil viele Förderungen für den Biotechbereich nicht passen, weil man bald nicht nur zwei, sondern 20 Millionen braucht." Dass sich im Bereich Startkapital viel getan habe, sei natürlich löblich, allerdings würden gerade forschungsintensive und damit teure Betriebe Kapital für die Zwischenphase brauchen.

Aktionen für's Auge

Mit privatem Kapitel sehe es ebenfalls nicht so gut aus: "Wenn ich in Österreich sage, ich will ein Biotechunternehmen gründen, dann kommt kein 'Juhu', sondern eher ein 'Na bumm' als Antwort", sagt Altenhuber. Eine ausgeprägte Kultur von Fonds und Venture-Capitalists gebe es in Österreich nicht – "und schon gar nicht im Hochrisikobereich, wie das hier der Fall ist".

Und was ist mit den positiven Entwicklungen wie dem Biocenter-Campus? "Es wird viel fürs Auge gemacht, aber zu einem Boom, wie er oft propagiert wird, fehlt einiges", sagt Altenhuber. Was würden zahlreiche Büroflächen nützen, wenn man teure Labors brauche?

Gleichzeitig seien die Bedingungen für (neue) Biotechbetriebe günstig: Viele große Unternehmen hätten in ihren Forschungsabteilungen gekürzt, kleinere Betriebe können diese Lücke nützen, und mit den Konzernen zusammenarbeiten, sagt Altenhuber.

Angebote der Plattform

Klarmachen müsse man den (angehenden) Gründern allerdings, dass es in dieser Branche sehr viel Durchhaltevermögen brauche – und Leidenschaft: "Die Menschen machen das wirklich aus innerem Antrieb. Dass sie höchstwahrscheinlich nicht reich werden, wissen sie." Um Wege abzukürzen, stehe man interessierten Teams "mit Rat und Tat zur Seite" was Förderungen, mögliche Kooperations- oder Gründungspartner angehe. "Ein gutes Team – nicht nur Forscher, sondern auch Netzwerker oder Manager und IT-Spezialisten – ist wesentlich." Die nächste Veranstaltung werde im Frühjahr 2018 stattfinden. (Lara Hagen, 12.12.2017)