Marie-Luise Stockinger als Maria Theresia.

Foto: ORF/Maya Production/Julie Vrabelová

Eisenstadt/Wien – Als junge Fürstin hat man es nicht leicht: Während Kaiser Karl VI. und seine Gattin vergeblich versuchen, einen Thronnachfolger zu zeugen, sehnt sich Maria Theresia nach ihrem geliebten Franz Stephan von Lothringen. Bald zeichnet sich aber ein anderer, schwieriger Weg für die willensstarke Frau ab. Den hat Regisseur Robert Dornhelm für seinen Zweiteiler "Maria Theresia" in opulente Bilder gepackt.

Präsentiert wurde die gemeinsame Produktion des ORF mit Sendern aus Tschechien, Ungarn und der Slowakei am Montagabend stilecht im Schloss Esterhazy in Eisenstadt. Ein Rahmen, der auch zu den Dreharbeiten gepasst hätte: Immerhin geizt der auf einem Drehbuch von Miroslava Zlatnikova basierende Film nicht mit Schauwerten – von prächtigen Barockbauten über die detailreiche Ausstattung und farbenprächtigen Kostüme hat man hier nichts dem Zufall überlassen.

Dornhelm: "Einfallslosigkeit der Produzenten"

Warum sich Robert Dornhelm wieder eines historischen Stoffes angenommen hat, erklärt der Regisseur mit dem Angebot: "Es ist die Einfallslosigkeit der Produzenten gewesen. Machst du einmal einen erfolgreichen Genre-Film, kommt das nächste Angebot zu einem anderen Genre-Film. Und plötzlich bist du der Spezialist!" Quasi wider Willen, denn: "Mein Hintergrund ist genau das Gegenteil, ich komme ja aus dem Dokumentarfilm. Realismus, Natürlichkeit, kein Licht, normale Kleidung – das war früher immer meine Handschrift."

Viel Nostalgie und ein bisschen Geschichte

Die am 27. und 28. Dezember (jeweils 20.15 Uhr, ORF 2) auf dem Fernsehprogramm stehende Geschichte von Maria Theresia (1717-1780) bildet für den ORF gewissermaßen den Abschluss des Jubiläumsjahres. Und wie schon im Vorjahr mit dem Historiendrama "Das Sacher" setzt man dabei auf viel Nostalgie und eine Prise Geschichtsunterricht. Wobei das durchaus auch für die Darsteller der Fall war. So schlüpft Burgmimin Marie-Luise Stockinger in die Rolle der Maria Theresia, über deren Leben sie vor dem Dreh nur "Schulwissen" gehabt habe. "Ich hatte sie nie als junge Frau im Kopf", erklärte sie am Rande der Filmpräsentation.

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Gerade deshalb sei das Projekt, bei dem in vier Sprachen gedreht wurde, für die junge Schauspielerin so reizvoll gewesen. "Man weiß, wo und wie sie in die Geschichte eingegangen ist. Durch den Film hat man nun die Freiheit zu erzählen, wie sie so geworden ist." Dabei treffen einander Liebesgeschichte und politische Zwänge. "Sie hat letztlich eine Rolle für sich gesucht", beschrieb Stockinger die Monarchin. Dass sie im späteren Leben durchaus autoritär geherrscht habe, hat ihrer Ansicht nach auch mit "einem großen Kontrollverlust in jungen Jahren" zu tun.

Cornelius Obonya über seine Rolle

Einen wesentlichen Einfluss auf die spätere Erzherzogin hatte ihr Lehrer Gottfried Spannagel: Cornelius Obonya spielt die Figur, von der "nicht mal ein alter Stich" existiert. "Das ist wie ein Sprung aufs schwarze Trampolin, und hoffentlich kommt irgendetwas hoch", so der Schauspieler. "Ich habe ihn mir vorgestellt als jemanden, der in ganz zarten Anklängen ein bisschen schon von der Aufklärung angefixt ist. Er kapiert ganz schnell, dass in Maria Theresia auf jeden Fall ein Grundverständnis für diese Dinge steckt, die eine Frau damals gar nicht zu haben hatte."

Karl Markovics als Prinz Eugen

Denn für die junge Adelige scheint die gewünschte Heirat mit Franz Stephan (Vojtech Kotek) nur dann realistisch, wenn sie sich selbst engagiert. Immerhin könnte sie aufgrund der "Pragmatischen Sanktion" ihrem Vater auch als weiblicher Nachfahre in die Regierungsverantwortung folgen. Sehr zum Missfallen von Prinz Eugen (Karl Markovics), der im ersten Teil bei quasi jeder Entscheidung seine Finger im Spiel hat. "Die vielfältigen Konstellationen der unterschiedlichen Begegnungen, mit denen er permanent zu tun hat, wo er seine Fäden spinnt und Abhängigkeiten und strategische wie taktische Überlegungen ablaufen – das fand ich so spannend", beschrieb Markovics seine eindringlich angelegte Rolle.

Für den Darsteller ist es gerade bei einer Produktion wie "Maria Theresia" leichter, sich in seine Figur einzufühlen. "Das mag oberflächlich klingen, aber die Oberfläche macht eben viel aus: ein Kostüm, in das man sich kleidet; eine Perücke, die man aufsetzt; das Schloss, auf dem man dreht. Das hilft einem fast wie eine Art von Zeitmaschine." Zudem sei es spannend gewesen, den allseits bekannten Prinz Eugen auch in einer Phase zu zeigen, in der er weniger im allgemeinen Gedächtnis verhaftet ist. Von seinen letzten Lebensjahren hätten viele ja nur ein schemenhaftes Bild. "Dadurch bekommt man relativ große Freiheiten, das ist ein bisschen eine Versuchsanordnung."

Weltgeschichte gepaart mit Komik

Diese kann man nicht nur im Falle Markovics' als geglückt bezeichnen: Neben weiteren Darstellern wie Fritz Karl oder Julia Stemberger kann "Maria Theresia" auch dank kurzweiliger Inszenierung und allerlei amüsanter Einfälle punkten. Das Leben Mitte des 18. Jahrhunderts war schließlich nicht nur todernst, wie Dornhelm besonders im leichteren ersten Film unterstreicht. Und trotzdem kommen die unterschiedlichen Interessen, die territorialen Ansprüche und machtpolitischen Abhängigkeiten gut zur Geltung.

Auch Stockinger überzeugt als künftige Herrscherin, die ihren eigenen Willen hat. "Ich brauche als Schauspielerin einen Spielimpuls", rekapitulierte sie ihre Herangehensweise. "Alles, was ich lese, ist gewissermaßen auch tote Materie. Mir war wichtig, diesen Weg vom Objekt zum Subjekt zu erzählen. Außerdem hat mir geholfen, dass sie offenbar als junge Frau eine hervorragende Schauspielerin war. Diese Inszenierungslust war für mich ganz wichtig, dass das Teil ihrer politischen Strategie war. Sie wusste, wann sie sich schwach inszenieren musste oder betont emotional. Tränen waren ein ganz neues politisches Mittel. Sie wusste, wann Weiblichkeit, wann Männlichkeit einzusetzen war." (APA, red, 12.12.2017)