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Der KeyArena in Seattle, Washington, soll neues Leben eingehaucht werden.

Foto: AP Photo/Elaine Thompson

Seattle – Die Entscheidung war eindeutig, mit 7:1-Stimmen entschied sich die Stadtverwaltung von Seattle für die Renovierung der 1962 eröffneten KeyArena. Die 660 Millionen US-Dollar werden von der Oak View Group privat finanziert, die neben der Modernisierung der Arena auch die Verkehrsanbindung verbessern soll. Derzeit trägt Seattle Storm, ein Damenbasketballteam, seine Heimspiele dort aus. Bis 2008 spielten die SuperSonics in Seattle, die nach Oklahoma City übersiedelten und jetzt als Thunder Körbe in der NBA werfen. Professioneller Sport wird in Seattle mit Football (Seahawks), Fußball (Sounders) und Baseball (Mariners) betrieben.

Gute Beziehungen

Der vorgesehene Zeitplan bis zur Eröffnung ist ambitioniert, bis 2020 soll alles fertig sein, vorausgesetzt die Umweltgutachten treffen bis Oktober 2018 positiv ein. Der Geschäftsführer der Oak View Group, Tim Leiweke, besitzt sowohl gute Verbindungen zu NBA-Chef Adam Silver als auch NHL-Chef Gary Bettman. Leiweke hat Erfahrung mit Veranstaltungsarenen: Er war Geschäftsführer der Anschutz Entertainment Group, die im Unterhaltungs- und Sportbereich tätig ist und u. a. das Staples Center in Los Angeles – Heimat der Kings und Lakers – im Portfolio hat. Beim NHL-Team Toronto Maple Leafs war der CEO von Oak View für den "Sports Entertainment"-Bereich zuständig.

Länger im Gespräch

Ein Zeitplan, wann ein Basketball- oder Eishockeyteam die Metropole im Nordwesten ihre Heimat nennen kann, ist nicht gesichert. Die National Basketball Association (NBA) könnte frühestens 2022 an eine Erweiterung ihrer Teilnehmer denken, da im Kollektivvertrag für dieses Jahr eine Ausstiegsklausel vorgesehen ist. Erst im vergangenen Monat hatte der Boss der Eishockeyliga (NHL) verkündet, dass man sich derzeit in keinem Erweiterungsprozess befinde. Bettman unterstütze aber die Bemühungen der Renovierung der KeyArena. Sein Stellvertreter Bill Daly erklärte 2014 in der Seattle Times, dass der Nordwesten der USA ein guter Boden für professionelles Eishockey sei.

Geographisch gesehen könnte man mit der Installation eines Teams in der Stadt, die nur 155 Kilometer südlich der kanadischen Grenze liegt, mit den Vancouver Canucks eine Rivalität aufbauen. Knapp 240 Kilometer Autofahrt trennen die beiden Großstädte. Ein zusätzlicher Effekt der Erweiterung wäre, dass die Anzahl der Mannschaften in der Eastern und Western Conference mit jeweils 16 wieder ausgeglichen wäre. Die Ungleichheit kam durch die Vegas Golden Knights zustande, die seit dieser Saison erfolgreich in der NHL tätig sind.

Chancen so gut wie nie

In der Vergangenheit gab es bereits Versuche die NHL oder NBA nach "Emerald City" zu lotsen, die jedoch scheiterten. Trumpf des aktuellen Projekts ist die komplette Privatfinanzierung, auf öffentliche Gelder wird nicht zugegriffen. Die Tatsache, dass man bei der NHL Leiweke gut gesinnt ist und als mögliche Teambesitzer Namen wie Hollywood-Produzent Jerry Bruckheimer oder Investment Banker David Bonderman kursieren, helfen dem Projekt der KeyArena Modernisierung. Für die NHL sind folgende Faktoren für eine Erweiterung der Liga oder eine Umsiedlung eines Clubs entscheidend: Profitabilität, Zuschauerinteresse, eine passende Arena und verlässliche Teambesitzer. In Seattle sind die Weichen nun gestellt.

Los Angeles Rams

Zurück in der großen Stadt

Im US-Sport sind Umsiedlungen oder Neugründungen von Teams keine Seltenheit. Die Seattle SuperSonics wurden 2008 zu Oklahoma City Thunder, das vorläufige letzte Beispiel aus der NBA. In der NHL ist es sechs Jahre her, dass die Stadt Atlanta ihr Team verlor und die Thrashers seitdem als Winnipeg Jets in Kanada dem Puck nachjagen. Knapp 20 Jahre war in der National Football League keine Bewegung, bis 2016 nach 21 Jahren die Rams aus St. Louis in ihre alte Heimat Los Angeles zurückkehrten. Sie teilen sich derzeit das Los Angeles Memorial Coliseum mit den USC Trojans, dem College-Footballteam der University of Southern California. Im Auftrag der Rams entsteht bis 2020 in Inglewood eine riesige neue Arena, die ein Jahr später Schauplatz für Super Bowl LVI sein wird.

Der riesige Markt L.A. war lange Zeit nicht auf der NFL-Landkarte vertreten. Ein Jahr nach der Rückkehr der Rams hat die Stadt plötzlich zwei Teams. Die San Diego Chargers wurden nach 56 Jahren wieder zu den Los Angeles Chargers. Die Kalifornier spielen bis zum Fertigwerden der neuen Arena im Fußballstadion von L.A. Galaxy in Carson, einer Kleinstadt vor den Toren der "City of Angeles". Die Chargers teilen sich ab der Saison 2020 mit den Rams die 2,6 Milliarden US-Dollar teure Heimstätte in Inglewood. Dort entsteht ein Mega-Komplex aus Entertainmentangeboten und dem neuen Stadion, das u. a. mit einer 360-Grad-Videowall aufwarten kann. Grund für den Wegzug aus St. Louis und San Diego waren, dass sich die Teambesitzer mit den Stadtverwaltungen nicht auf die Finanzierung für neue Stadien oder Renovierungen einigen konnten.

NFL

Las Vegas bekommt zusätzlich zu seinem neuen Eishockey- auch ein Football-Team. Die Oakland Raiders werden ab 2020 in der Glücksspielmetropole in Nevada ihre Heimspiele austragen. (Lukas Strecker, 13.12.2017)