Washington – In der Debatte über sexuelle Belästigungen wächst der Druck auf US-Präsident Donald Trump. 54 Abgeordnete der oppositionellen Demokraten fordern, dass der Kongress die von 16 Frauen erhobenen Beschuldigungen gegen den Präsidenten untersuchen soll. Im Senat verlangen inzwischen fünf Vertreter der Opposition seinen Rücktritt.

Der Präsident wehrte sich am Dienstag wütend gegen die Vorwürfe, er versuchte sie als politisches Manöver abzutun. Nachdem die Demokraten vergeblich illegale Verbindungen seines Teams nach Moskau nachzuweisen versucht hätten, wendeten sie sich jetzt den "falschen Anschuldigungen und erfundenen Geschichten" über von ihm begangene Übergriffe gegen Frauen zu, schrieb Trump im Kurzbotschaftendienst Twitter. Er kenne diese Frauen nicht "und/oder habe sie nie getroffen".

Trump wehrt sich gegen Senatorin

Senatorin Kirsten Gillibrand griff der Präsident persönlich hart an – sie gehört zu Oppositionsvertretern, die seinen Rücktritt verlangen. Die Vertreterin des Bundesstaats New York sei ein "Leichtgewicht", twitterte Trump. Vor "nicht so langer Zeit" habe sie bei ihm noch um Wahlkampfspenden "gebettelt". Er verband dies mit der zweideutigen Bemerkung, dass Gillibrand dafür "alles zu tun" bereit gewesen sei.

Die Senatorin wies die Attacke als "sexistische Schmierkampagne" zurück. Der Präsident wolle sie damit zum Schweigen bringen, sagte sie. Doch könne Trump nicht die "Millionen von Frauen" zum Schweigen bringen, die die von ihm ins Oval Office gebrachte "Schande" anprangerten.

Vorwürfe von 16 Frauen

Insgesamt 16 Frauen werfen Trump vor, sie sexuell bedrängt und betatscht zu haben. Drei von ihnen forderten am Montag bei einer Pressekonferenz in New York den Kongress auf, diese Anschuldigungen gegen den Präsidenten zu untersuchen, womit sie bei den Demokraten großen Widerhall fanden.

Die Belästigungsvorwürfe gegen Trump waren bereits während des Wahlkampfes aufgekommen. Seit seinem Amtsantritt waren sie aber von der Affäre um mögliche illegale Absprachen zwischen dem Trump-Team und Moskau in den Hintergrund gedrängt worden.

Im Zuge der allgemeinen gesellschaftlichen Debatte über sexuelles Fehlverhalten, die bereits zum Absturz diverser prominenter Figuren aus der Filmbranche, den Medien und der Politik geführt hat, kochten die Belästigungsvorwürfe gegen Trump dann zuletzt wieder hoch.

Anschuldigungen hätten sich durch Wahlsieg erledigt

Der Präsident vertritt jedoch den Standpunkt, dass sich diese Anschuldigungen durch seinen Wahlsieg erledigt hätten. Viel Aufsehen erregte allerdings die UN-Botschafterin der USA, Nikki Haley, die von dieser offiziellen Linie abwich. Jede Frau, die sich als Opfer sexueller Übergriffe bezeichne, "sollte angehört werden", sagte sie. Dies gilt nach ihren Worten auch für Frauen, die Trump solchen Fehlverhaltens bezichtigen.

Die Anschuldigungen haben Trump nicht daran gehindert, den ebenfalls mit Belästigungsvorwürfen konfrontierten Senatskandidaten Roy Moore zu unterstützen. Der ultrakonservative Republikaner trat an diesem Dienstag im Südstaat Alabama bei einer Nachwahl zu der Kammer des US-Kongresses an.

Dagegen hatten in den vergangenen Tagen insgesamt drei Mitglieder von Senat und Repräsentantenhaus infolge von Belästigungsvorwürfen ihren Abgang aus dem Kongress erklärt. Dabei handelt es sich um zwei Demokraten und einen Republikaner. (APA, 13.12.2017)