Für die heimische Niki schaut es nicht gut aus. AUA-Mutter Lufthansa kam wohl einer Absage des Deals durch die EU-Kommission zuvor.

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Wien/Berlin/Brüssel – Die Fluglinie Niki folgt ihrer Mutter Air Berlin in die Insolvenz. Nur Stunden nachdem sich die deutsche AUA-Mutter Lufthansa als Retterin der österreichischen Air-Berlin-Tochter aus dem Spiel genommen hatte, meldete Niki beim Amtsgericht Berlin- Charlottenburg Zahlungsunfähigkeit an und stellte den Flugbetrieb mit sofortiger Wirkung ein. Die Flugzeuge bleiben am Boden, teilte Niki am Mittwochabend mit.

Damit verlieren kurz vor Weihnachten 800 bis 1.000 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz – und tausende Passagiere des einst von Ex-Rennfahrer Niki Lauda gegründeten Billigfliegers dürften stranden. Denn mit der Absage durch die Lufthansa ist auch die Brückenfinanzierung in zweistelliger Millionenhöhe weg, mit der Niki in den vergangenen Wochen in der Luft gehalten worden war. Lufthansa stellte die Zahlungen ein, das Grounding war unvermeidlich, wie ein Startverbot in der Luftfahrtbranche heißt.

"Nationales Desaster"

Niki-Geschäftsführer Oliver Lackmann formulierte die Aussichten drastisch: "Das Ende der Niki ist ein nationales Desaster für Österreich. Aufgrund des Neins der Europäischen Kommission gegen den geplanten Verkauf der Niki an die Lufthansa-Gruppe verlieren 1.000 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz." Den Schuldigen für das Grounding hat Lackmann bereits ausgemacht: Obwohl es "keine valide Alternative" zu einem Niki-Verkauf an die Lufthansa gegeben habe, "erteilte die EU-Kommission am Dienstag dem Verkauf von Niki an Lufthansa eine Absage".

Der Chef der Bundeswettbewerbsbehörde, Theodor Thanner, wollte das nicht so stehenlassen: Die Lufthansa habe die Verhandlungen über eine Niki-Übernahme überraschend und ohne Not verlassen, obwohl noch eine Woche Zeit gewesen wäre, sagte er der "ZiB 2". Die EU-Wettbewerbsbehörde nannte den Lufthansa-Rückzug bedauerlich, "zumal dies nicht das einzig mögliche Resultat seit Beginn des Verkaufsprozesses war".

"ZiB 2"-Gespräch mit Theodor Thanner, Chef der Bundeswettbewerbsbehörde.
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Allerdings hatten Gespräche mit den Großkonzernen IAG (British Airways, Iberia, Vueling) und Thomas Cook (Condor) ebenso wenig zu einem tragfähigen Alternativangebot geführt wie mit dem Bieterkonsortium um den Reiseveranstalter Thomas Cook und Niki Lauda.

Hilfe für Gestrandete

In Wien stellte die Regierung bereits am Nachmittag Überbrückungshilfen in Aussicht. Niki-Passagiere können zumindest damit rechnen, dass sie – wohl mit Flugzeugen der AUA – aus dem Ausland nach Österreich zurückgeholt werden, wenn ihre Rückflüge abgesagt werden. Darauf habe man sich in der Regierung verständigt, hieß es nach Gesprächen mit Verkehrsminister Jörg Leichtfried (SPÖ), Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) und Kanzleramtsminister Thomas Drozda (SPÖ). Der Bund würde diese vorfinanzieren.

Der Leiter des Wirtschaftsressorts der "Zeit im Bild", Christoph Varga, in der "ZiB 1" am Mittwoch.
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GPA-Chef Wolfgang Katzian zufolge gibt es mindestens drei Interessenten für Niki. Am Mittwochnachmittag hätten sich mögliche Käufer gemeldet, sagte der Gewerkschafter dem ORF. "Wir versuchen heute mit dem Masseverwalter in Deutschland persönlichen Kontakt aufzunehmen."

Die deutsche Regierung – sie war federführend dabei, Air Berlin in den Hafen der Lufthansa zu dirigieren und den Flugbetrieb bis zur Air-Berlin-Einstellung Ende Oktober aufrechtzuerhalten – hatte mit Insolvenz und Einstellung des Niki-Flugbetriebs bereits gerechnet. "Alternative Käufer für Niki standen und stehen bis heute nicht zur Verfügung, trotz allerlei öffentlicher Ankündigungen und intensiven Bemühens des Generalbevollmächtigten von Air Berlin", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Air Berlin selbst hatte noch davon gesprochen, "alternative Verwertungsmöglichkeiten" für Niki prüfen zu wollen. Lauda signalisierte erneut, Niki aus der Insolvenz übernehmen zu wollen. (Reuters, APA, red, 13.12.2017)