Das Thema Studiengebühren spaltet die Nation seit 15 Jahren in zwei unversöhnliche Lager. Wer sie kategorisch ablehnt, wird sich auch vom neuen Modell von ÖVP und FPÖ nicht überzeugen lassen.

Andere aber werden gewisse Meriten im Vorschlag erkennen. Gebühren, die nach abgeschlossenem Studium über einen Steuerbonus zurückerstattet werden, bieten gute Anreize, tatsächlich fertigzustudieren, und können ausländische Absolventen dazu bringen, in Österreich zu bleiben. Das gilt vor allem für deutsche Mediziner, die sich auf Kosten hiesiger Steuerzahler ausbilden lassen, ohne einen Beitrag zum Gesundheitssystem zu leisten. Und selbst wenn die Gebühren auf 500 Euro im Semester steigen, sind sie im EU-Vergleich immer noch recht niedrig.

Doch auch diese Pläne bieten Angriffsflächen. Im Hinblick auf eine finanzielle Lebensplanung ist die Maßnahme verunglückt: Studierende müssen bezahlen, wenn sie mittellos sind, und werden entlastet, wenn sie verdienen. Andere Länder machen es umgekehrt: erst auf Kredit studieren und später bezahlen. Wer unverschuldet sein Studium abbricht, wäre doppelt belastet: Er oder sie bekommt nichts zurück und hat meist auch weniger Einkommen.

Und schließlich: Ob sich Jungmediziner wegen ein paar Tausend Euro Steuerbonus auf die schlechten Arbeits- und Gehaltsbedingungen in Österreich einlassen, ist fraglich. Bei diesen Plänen gäbe es noch etlichen Diskussionsbedarf. (Eric Frey, 14.12.2017)