Paris – Im Machtkampf bei Airbus wirft ein erster Top-Manager Insidern zufolge das Handtuch. Der Franzose Fabrice Bregier, der als Chief Operating Officer (COO) auch für das zivile Flugzeug-Geschäft verantwortlich ist, werde noch am Abend nach einer Verwaltungsratssitzung zurücktreten, sagten zwei mit den Plänen vertraute Personen am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Airbus reagiere damit auf Spannungen innerhalb des Managements um den deutschen Vorstandschef Tom Enders. Bregier war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Der 56-Jährige ist derzeit auf Dienstreise und spricht mit Kunden in Asien.

Bregiers Nachfolger als Chef des Geschäfts mit Verkehrsflugzeugen soll Insidern zufolge Guillaume Faury werden, der bisher die Hubschrauber-Sparte führt. Die Lösung operativer Probleme bei der Nummer zwei auf dem weltweiten Flugzeugmarkt hinter Boeing gehörte zu Bregiers Verdiensten. Doch seine Hoffnungen, Enders an der Spitze des Konzerns nachzufolgen, waren zusehends gesunken. Als COO gehört er formal nicht der obersten Führungsriege an. Bregiers Vertrag läuft noch bis zum Frühjahr. Die Insider sagten, Bregier habe die französische Regierung gebeten, sich hinter ihn zu stellen, so wie das die deutsche Bundesregierung mit Enders gemacht habe. Doch die erhoffte Unterstützung sei ausgeblieben.

Kein fester Zeitplan

Die Chancen von Enders, seinen Vertrag bis Mai 2019 noch zu erfüllen, könnten mit Bregiers Abschied eher gestiegen sein. Airbus-Verwaltungsratschef Denis Ranque hatte in einem Interview der "Financial Times" (Donnerstagausgabe) zwar eingeräumt, dass es zu Veränderungen in der Führungsspitze von Airbus kommen müsse. Er machte aber klar, dass er nicht alle Spitzenposten gleichzeitig neu besetzen werde. "Es gibt keinen festen Zeitplan. Das ermöglicht es uns, das nach und nach und vernünftig anzugehen." Bei personellen Veränderungen sei Vorsicht angebracht: "Wir sind sehr darauf bedacht, Stabilität und Kontinuität zu sichern."

Um Enders und Bregier rankten sich seit Tagen Gerüchte, sie könnten bald ausgetauscht werden. Enders führt Airbus seit 2012. Branchenkreisen zufolge will er sich – anders als noch im Frühjahr geplant – nicht mehr um eine dritte Amtszeit bemühen. Die beiden Top-Manager stehen wegen ihres Umgangs mit einer Korruptionsaffäre um den Verkauf von Flugzeugen zweifach unter Beschuss. Intern wird Enders vorgeworfen, er gehe zu aggressiv bei der Aufarbeitung der Affäre vor. Zugleich könnten die in der Sache ermittelnden Behörden in Frankreich und Großbritannien auf einen personellen Neuanfang drängen, bevor sie sich auf einen Vergleich mit Airbus einlassen. (Reuters, 14.12.2017)