2016 hat die Harvard Medical School unter dem Titel Fifty and Forward einen Gesundheitsführer für Männer der Alterskategorie 50+ publiziert (eigentlich ein obszönes Unterfangen, weil weiße alte Männer lieber tot als lebendig und gesund sein sollten).

Darin steht zu lesen, dass jährlich 480.000 Amerikaner an den Folgen des Rauchens sterben, "mehr als an Alkohol, Kokain, Heroin, Mord, Selbstmord, Auto- und Brandunfällen zusammengenommen". 41.000 dieser Todesfälle gehen auf Passivrauchen ("secondhand smoke") zurück.

Diese Zahlen zeigen, wie prestigeträchtig das Rauchen gerade für den alternden Menschen ist. Der greise Nichtraucher wirkt feige und evoziert Schreckensvisionen von einem Lebensalter, in dem nur noch lustlos dahergemümmelt und in den Kräutertee gesabbert wird. Wie anders der greise Raucher! Stolz demonstriert er Wagemut und Todesverachtung, indem er seine Rauchware pfafft und sich offen zu jener Kombination aus Daseinsgenuss und Karzinompflege bekennt, für die das Rauchen steht.

Das gute alte Raucherparadies

Daher: Dank an die türkis-blaue Regierung dafür, dass sie die Sache genauso sieht! Und den genussfeindlichen Miesepetern, die den Rauchern ihr Pfeiferl oder Zigarrl vermiesen, einen Baum aufstellt! Das Einzige, was man Kurz und Strache bei ihrem Bemühen um eine Rückkehr ins gute alte Raucherparadies vorwerfen könnte, ist, dass sie nicht weit genug gegangen sind.

Tatsächlich sollten die geliebten Schwaden fürderhin nicht nur Kaffeehäuser und Restaurants durchziehen dürfen, nein, wir brauchen eine bundesweite Ausweitung der Rauchzone. Befreiend wäre es, wenn ZiB 2-Gäste Armin Wolf aus gespitztem Munde anbliesen. Mehr geraucht gehört in Supermärkten, Polizeikommissariaten, Schulen und Kindergärten. Last, not least: Was spricht gegen eine entspannende Zigarette im Spital? Solange der Chirurg bei der Bypass-Operation nicht in den offenen Brustkorb ascht: kein Problem!

Schön, dass Sebastian Kurz und H.-C. Strache dieser Ausweitung der Raucherzone gemeinsam entgegenwerken. Was ihnen dafür gebührte, wären ehrende Beinamen ("Schlaganfall-Sebi", "Atherosklerose-Heinz") und ein Extrapreis der "Gesellschaft für ein hurtiges Verscheiden zugunsten unserer Pensionskassen". Wenn wir Glück haben, geht sich die Preisverleihung ja noch vor Weihnachten aus. (Christoph Winder, 16.12.2017)