Die Vorsitzende des Frauenrings, Sonja Ablinger, vermisst im Regierungsprogramm echte Rechtsansprüche für Frauen.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Wien – Der Österreichische Frauenring, Dachorganisation österreichischer Frauenorganisationen, kritisiert das Frauenkapitel im neuen schwarz-blauen Regierungsprogramm. Darin sei ein "vorgestriges" Frauen- und Familienbild festgeschrieben, hieß es am Montag in einer Aussendung.

Frauen würden im ÖVP-FPÖ-Pakt hauptsächlich als Mütter oder als Frauen mit Migrationshintergrund vorkommen. Gewaltprävention werde vor allem im Zusammenhang mit Integration behandelt und mit dem Ausbau von Werteschulungen. Die Vorsitzende des Frauenrings, Sonja Ablinger gibt aber zu bedenken: Sexuelle Gewalt ist nicht 'eingewandert', sondern hat mit Machtgefälle, Sexismus und ökonomischer Abhängigkeit zu tun."

Frauenring will Maßnahmen analysieren

Wie zu befürchten gewesen sei, gebe es nun ein Ministerium für die zwei Bereiche Frauen und Familie, so Ablinger gegenüber der APA. Sie vermisst im Programm die ökonomische Eigenständigkeit, wirksame Maßnahmen gegen Ungleichheit und echte Rechtsansprüche. Das Familienbild der Regierung verweigere sich den gesellschaftlichen Realitäten, kritisierte sie weiters. Der Frauenring kündigte an, die geplanten Maßnahmen genau zu analysieren und zu bewerten. "Auf den Retro-Zug der Regierung springen wir sicher nicht auf", betonte Ablinger.

Frauenpolitik = Familienpolitik

SPÖ-Frauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek kündigte an, dass man "laut und deutlich" gegen Verschlechterungen für Frauen auftreten werde. Auch der von ÖVP und FPÖ beschlossene 12-Stunden-Arbeitstag und die Ausweitung der zumutbaren Wegzeiten für Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigte bezeichnet sie insbesondere für Frauen als "extrem schwierig. Frauenpolitik wird von Schwarz-Blau als konservative Familienpolitik begriffen, was auch die Integration der Frauenagenden ins Familienministerium mehr als deutlich zeigt", so Heinisch-Hosek. (APA, red, 18.12.2017)