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Immer mehr Kinder tragen Helm – auch deshalb geht die Zahl der Unfälle zurück.

Foto: dpa/Carsten Rehder

Jährlich passieren in Österreich rund 165.000 Kinderunfälle, etwa 20 Kinder sterben dadurch. Der Unfall ist damit die häufigste Todesursache bei Kindern unter fünf Jahren, bei älteren – nach bösartigen Neubildungen – die zweithäufigste.

"Mit der ersten intensiven motorischen Phase (krabbeln, gehen lernen etc.) kann man ab dem ersten Geburtstag einen Anstieg im Unfallgeschehen beobachten. Nach einem geringen Rückgang im Kindergarten und am Anfang des Volksschulalters gibt es mit der Pubertät ab dem zehnten Lebensjahr einen neuerlichen, deutlichen Anstieg der Unfallzahlen", weiß Holger Till, Präsident des Vereins "Große schützen Kleine" und Vorstand der Grazer Uni-Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie. Buben verunfallen etwas häufiger als Mädchen. Jahreszeitlich betrachtet passieren die meisten Kinderunfälle im Frühjahr.

Im "Styrian Injury Surveillance System" werden alle Unfälle der steirischen Bevölkerung erfasst, ausgewertet und analysiert – besonders detailliert die Kinderunfälle. Demnach werden in steirischen Spitälern pro Jahr rund 32.000 Kinder nach einem Unfall behandelt. Etwa sechs Prozent dieser Kinder müssen stationär bleiben, bei 94 Prozent ist eine ambulante Versorgung, auch wenn des Öfteren mit Wiederbestellungen verbunden, ausreichend. Kleinkinder müssen wesentlich öfter über Nacht im Krankenhaus bleiben.

Je älter, desto schwerer

Leichte Blessuren stehen mit 69 Prozent an der Spitze der Verletzungsskala. Bei 31 Prozent handelt es sich jedoch um schwere Verletzungen wie Frakturen, Bandrupturen, Verletzungen innerer Organe oder operative Versorgungen. Mit dem Alter nimmt der Anteil an schweren Verletzungen zu: Ist bei den jüngsten nur jede vierte Verletzung als schwer einzustufen, so endet bei den Ältesten beinahe jeder zweite in einem Krankenhaus behandelte Unfall mit einer schweren Verletzung.

Mit 37 Prozent werden die oberen Extremitäten bei einem Unfall am häufigsten verletzt. Den zweiten Platz nehmen die unteren Extremitäten mit 29 Prozent, den dritten der Kopf mit 27 Prozent ein. Je jünger das Kind, desto häufiger ist der Kopf betroffen.

Der Kinderunfall-Report bestätigt die Wirkung von langfristig angelegten Präventionsprojekten zur Kinderunfallvermeidung. Österreichweit gingen die tödlichen Kinderunfälle beim Vergleich der Zeiträume 1996–2000 und 2011–2015 um 75,5 Prozent zurück, die tödlichen kindlichen Verkehrsunfälle um 67,5 Prozent.

Unfälle verhindern

Der Rückgang ist sowohl auf bessere Präventionsarbeit, bessere technische Maßnahmen und Standards, etwa Autokindersitz, Helm etc., als auch auf eine bessere medizinische Versorgungskette zurückzuführen.

Till betont: "Es ist extrem wichtig, dass Medizin und Prävention wie Zahnräder ineinandergreifen. Gleiche bzw. ähnliche Unfälle und damit gleiches bzw. ähnliches Leid darf sich nicht ständig wiederholen. Viele Unfälle sind durch einfache Maßnahmen verhinderbar: Sei es durch die Montage eines Herdschutzgitters oder einer Fenstersicherung oder einfache Verhaltensregeln, die man schon kleinen Kindern beibringen kann". (red, 20.12.2017)