Die Bucht von Piran ist schon seit Jahren Streitpunkt zwischen Slowenien und Kroatien.

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Weder Kroatien noch Slowenien wollen eine Eskalation. Das wurde klar, als sich am Dienstag der slowenische Premier Miro Cerar und sein kroatischer Amtskollege Andrej Plenković in Zagreb trafen. Die Zusammenkunft wurde mit Spannung erwartet: Am 29. Dezember endet die Deadline, nach der Slowenien die Entscheidung des Schiedsgerichts vom Juli zur Grenzziehung zwischen den beiden mitteleuropäischen Staaten umsetzen wird. Kroatien erkennt diesen Schiedsspruch nicht an, der Slowenien die Bucht von Piran zugesprochen hat.

Das von der EU vermittelte Schiedsgericht hat vor einem halben Jahr den Verlauf von Landes- und Seegrenze verkündet: Demnach gehört der größte Teil der Piran-Bucht Slowenien, dem Land wird auch ein Korridor zu internationalen Gewässern eingeräumt. An Land profitiert Kroatien von Verschiebungen im Vergleich zum Status quo.

Plenković sagte vor dem Gespräch, dass sich beide Seiten in der Mitte treffen sollten. Er fordert Verhandlungen. Slowenien will allerdings den Schiedsspruch umsetzen – es könnte also auch zu Polizeipatrouillen mit Booten in der Bucht von Piran kommen. Dort wollen auch kroatische Fischer weiter tätig sein.

Gute Nachbarschaft

Doch Slowenien erhält in seiner Position auch Unterstützung von anderen EU-Staaten. In Kroatien ist man sich dessen bewusst. Plenković wählte am Dienstag deshalb auch vorsichtige Worte und verwies darauf, dass der Schiedsspruch bei der Grenzziehung auf dem Land ohnehin im Sinne Kroatiens sei. Er begrüßte den Besuch Cerars und die guten nachbarschaftlichen Beziehungen. Er betonte zudem, dass nur etwa 100 Personen von den unterschiedlichen Vorstellungen des Grenzverlaufs betroffen seien, das Problem also ein kleines sei.

Manche sehen Sloweniens Veto gegen den Beitritt Kroatiens in die Organisation für Ökonomische Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) im September als Konsequenz des Grenzkonflikts, der bereits seit der Unabhängigkeit von Slowenien und Kroatien von Jugoslawien im Jahr 1991 besteht. (Adelheid Wölfl, 20.12.2017)