Hajek: "Wählertechnisch tut sich nahezu nichts. Die Wähler sind in einer Warteposition und werden sich nun einmal anschauen, was die neue Bundesregierung zustande bringt."

Foto: Robert Newald

Wenn die Nationalratswahl jetzt wiederholt würde, so könnte Sebastian Kurz für seine ÖVP wohl einen Kanzlerbonus in Anspruch nehmen: 39 Prozent der Wahlberechtigten würden ihn direkt zum Kanzler wählen, wenn sie könnten.

Das sind fünf Prozentpunkte mehr als noch vor zwei Wochen. Ex-Bundeskanzler Christian Kern fällt in der Kanzlerfrage ebenso um fünf Prozentpunkte auf 29 Prozent zurück. Das ergibt die in dieser Woche – nach der Regierungsbildung – durchgeführte Market-Umfrage für den STANDARD unter 800 repräsentativ ausgewählten Wahlberechtigten.

Bandwagon-Effekt

Die hochgerechnete Sonntagsfrage zeigt, dass die ÖVP mit 33 Prozent leicht über dem Wahlergebnis vom 15. Oktober (31,5 Prozent) zu liegen käme. "Die Kanzlerfrage und die Rohdaten der Sonntagsfrage lassen einen leichten Bandwagon-Effekt vermuten. Die Leute wollen tendenziell halt bei der Partei sein, die gerade als erfolgreich wahrgenommen wird", sagt Market-Institutsleiter David Pfarrhofer.

Eine statistisch signifikante Verschiebung sei aber derzeit noch nicht feststellbar, zumindest bei den drei großen Parteien, wo die FPÖ auf 26, die SPÖ auf 27 und die ÖVP auf 33 Prozent kommt.

Ähnlich sieht das Peter Hajek, der ebenfalls diese Woche für den "ATV Österreich Trend" 700 Wahlberechtigte befragt hat. Seine Hochschätzung sieht die ÖVP bei 31 Prozent, die SPÖ bei 28 und die FPÖ bei 26 Prozent.

Hajek: "Wählertechnisch tut sich nahezu nichts. Die Wähler sind in einer Warteposition und werden sich nun einmal anschauen, was die neue Bundesregierung zustande bringt."

Wohl aber gibt es Verschiebungen bei den Kleinparteien. Sowohl Hajek als auch Pfarrhofer sehen die Neos bei sechs Prozent (bei der Wahl: 5,3). Beide sehen die Grünen bei vier bis fünf Prozent und damit in den Mandatsrängen, während die Liste Pilz mit zwei Prozent bedeutungslos wird.

Vertrauen in Kurz

Wie das Nachrichtenmagazin Profil berichtet, haben 17 Prozent der Österreicher "sehr großes" und 35 Prozent "eher großes" Vertrauen in VP-Chef Kurz als Bundeskanzler. 21 Prozent der Befragten glauben hingegen weniger daran, dass er einen guten und vertrauensvollen Regierungschef abgeben wird, bei 18 Prozent ist das Vertrauen laut der von Unique research bei 500 Personen durchgeführten Umfrage "gar nicht groß".

Besonders großes Misstrauen schlägt Kurz von Wählern der Oppositionsparteien entgegen: 70 Prozent der SPÖ-Anhänger und 62 Prozent der Neos-Wähler haben "wenig" bis ein "gar nicht großes" Vertrauen in die Kanzlerqualitäten von Kurz. (Conrad Seidl, 22.12.2017)