Guatemalas Präsident Jimmy Morales folgt den USA in der Jerusalem-Frage.

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Der historische Hinweis hat durchaus eine Berechtigung: Tatsächlich gehörte Guatemala 1948 zu den ersten Staaten, die Israel anerkannten – und als Freund Israels stellte man sich auch in den folgenden sieben Jahrzehnten gern dar.

Dennoch könnte es nicht nur der bilateralen Freundschaft geschuldet sein, dass Guatemalas Präsident Jimmy Morales, 48, nun ankündigte, es den USA gleichzutun und die Botschaft des Landes von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen: Es könnte auch mitgespielt haben, dass US-Präsident Donald Trump damit gedroht hatte, jenen Ländern die finanziellen Zuwendungen zu kürzen, die in der UN-Vollversammlung gegen die USA stimmen würden.

Morales machte also bei der Verurteilung von Trumps Anerkennung Jerusalems als Israels Hauptstadt nicht mit. Er preschte vielmehr als US-Musterschüler vor.

Zunächst ein unbeschriebenes Blatt, ...

Wie Trump war auch Morales ein politisch unbeschriebenes Blatt, als er in die Politik ging. Der Komiker, Schauspieler, Regisseur und Produzent schaffte es im Herbst 2015 völlig überraschend in die Stichwahl und dann ins Präsidentenamt Guatemalas. Zwar konnte er als studierter Betriebswirt auf ein gewisses Maß an wirtschaftspolitischer Kompetenz verweisen – doch das war es nicht, weshalb er gewählt wurde: Nein, es war seine Versicherung, im Gegensatz zur etablierten politischen Kaste "weder korrupt noch ein Dieb" zu sein – und mit diesem Slogan hatte er Erfolg.

Doch das Image des Sauber- und Strahlemanns bekam bald Kratzer: Der aus ärmlichen Verhältnissen stammende evangelikale Christ – er ist seit über zwei Jahrzehnten verheiratet und Vater dreier Kinder – steht nunmehr selbst unter Korruptionsverdacht, denn die Herkunft von 600.000 US-Dollar (506.000 Euro) zur Finanzierung seiner Präsi dent schaftskampa gne ist nach wie vor ungeklärt.

... doch dann selber im Dunstkreis von Korruption

Im_September gab schließlich der Oberste Gerichtshof des Landes grünes Licht für die Aufhebung der Immunität des erzkonservativen Staatschefs, doch das Parlament verweigerte das Votum zugunsten Morales’.

Somit kann der Präsident zwar sein Amt weiter ausüben, doch die Distanzierung zu seinem Vorgänger, dem wegen Korruptionsverdachts zurückgetretenen Otto Pérez Molina, ist seitdem fragwürdig. Gut möglich, dass das Vorpreschen im Interesse Israels und der USA daher ein Manöver war, um sich mächtiger internationaler Freunde zu versichern. (Gianluca Wallisch, 26.12.2017)