"Die Idee zum Begriff Muth kam mir tatsächlich unter der Dusche – ein Klassiker", erzählt Muth-Chefin Elke Hesse.

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Das Muth bei der Eröffnung

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Wien – Damals, am 9. Dezember 2012, galt es, nett zu bleiben, "egal was geschieht". Man sei mit dem "Muth erst am Tag zuvor fertig geworden, wir wussten eigentlich nicht, wie die Abläufe funktionieren", so Elke Hesse, Direktorin des Hauses. "Ich habe meinen Leuten damals also gesagt: 'Ihr müsst nur freundlich sein – dann werden euch Fehler verziehen.'"

So dürfte es auch gekommen sein. Das Muth, der Konzertsaal der Wiener Sängerknaben, hat sich zu einem sehr gut besuchten Ganzjahresbetrieb entwickelt, der an die 300 Veranstaltungen (davon etwa 70 Vermietungen) bietet und weit über die Konzepte der singenden Matrosenjungs hinaus gestaltet. Das Muth, finanziell das Projekt des Investors Peter Pühringer, ist quasi immer am Laufen, "teilweise wird dreimal täglich gespielt", so Hesse. Nicht mehr als 30 Prozent des Angebots bestreiten die Sängerknaben, die für das Haus natürlich ein "Vorbuchungsrecht" hätten.

Nach dem Streit

Hesses Anliegen war es, das Muth sofort zu öffnen, "in der Stadt zu verankern, besonders nach den Streitereien, die es im Vorfeld gegeben hatte. Ich kann mit den großen Häusern nicht wetteifern, aber darum ging es auch nicht. Es gibt ja Bedarf, auch für Nachwuchskünstler eine sogenannte erste Bühne zu sein. Ich wünsche mir auch Zusammenarbeit mit den großen Häusern", die dem Muth getrost Talente empfehlen mögen.

In einer Stadt, die musikalisch sehr viel bietet, müsse man natürlich "auch beim Marketing ideenreich rackern, um aufzufallen. Wir hatten etwa eine Aktion auf Facebook: Wer um fünf in der Früh aufsteht, bekommt Karten um fünf Euro – aber nur innerhalb von 15 Minuten. Kaum zu glauben, wie viele aufgestanden sind, wir haben die Aktion dann vier Tage lang beibehalten. Man muss sich eben durch Ideen absetzen."

Einmietungen sind deshalb nicht nur ökonomisch willkommen, sie wirken indirekt auch im Sinne des Marketings, indem neue, interessante Leute ins Muth kämen: "Da war etwa die Floridsdorfer Chorvereinigung Harmonie 1865, die ihren 150. Geburtstag bei uns feierte. Das sind Menschen, die ein Jahr lang sparen, damit sie sich so etwas leisten können. Der Saal war voll, es kamen Mama, Tante und Oma. Ich hatte Menschen da, die womöglich zum ersten Mal in einem Konzertsaal saßen. Herrlich." Zentral aber sind Eigenproduktionen wie Kammermusikzyklen etwa mit Christian Altenburger, Gottlieb Wallisch, Markus Schirmer und – neu – dem Minetti-Quartett.

Auch Kinderoper ist wichtig: Ein Zyklus bringt 2018 u. a. in Kooperation mit der Taschenoper "Der kleine Harlekin" von Stockhausen sowie "Das tapfere Schneiderlein" in den Saal, der 430 Zusehern Platz bietet. Auch ein Gastspiel der Oper Zürich gibt es mit "Hexe Hillary geht in die Oper" (Jänner 2018).

Das Rasen der Zeit

Die fünf Jahre seien "rasend schnell" dahingeflossen, findet Hesse, der der Name Muth zu verdanken ist ("Die Idee kam mir unter der Dusche – ein Klassiker"). Und es ist zu vermuten, dass auch die nächsten Jährchen das Gefühl des Dahinrasens vermitteln werden. "Ich plane für 2022 auch in der Schweiz zwei Konzertsäle", so Hesse.

Sie meint ein Projekt in Vitznau am Vierwaldstättersee, das als Innovationszentrum angelegt ist, "bei dem neurologische Forschung und Musikpädagogik verbunden werden". Dabei wird das Erfolgskonzept des Muth übernommen, und es steht auch hier wieder die Pühringer-Privatstiftung dahinter.

Hesse wird die Leitung innehaben – parallel zum Muth. Kein Problem sei das. Das Muth wäre mittlerweile etabliert, das Programm lasse sich nicht ausweiten. "Es sind keine gröberen Veränderungen geplant, deshalb ist das in der Schweiz zu bewältigen." Jene Reisefreude, die den Sängerknaben zu eigen ist, muss dann allerdings wohl auch von Hesse aufgebracht werden. (Ljubiša Tošić, 28.12.2017)