Wien – Medienschaffende, NGO-Vertreter und Politiker haben mit Bedauern auf das Aus für die Medienservicestelle Neue Österreicher/innen reagiert, die sich in den vergangenen sechs Jahren um die Verbreitung von faktenorientierten Informationen zu den Brennpunktthemen Migration und Integration bemüht hat. "Das ist wirklich schade", beklagte Caritas-Direktor Michael Landau auf Twitter.

"Ein wichtiges Stück Dialog geht damit zu Ende", schrieb der Vorarlberger ÖVP-Politiker Claudio Tedeschi. Schärfer fiel die Reaktion des Publizisten Peter Pelinka aus. "Schade und Schande: Medienservicestelle 'Neue Österreicher' muss schließen". Die Schriftstellerin Julya Rabinowich schrieb in Anspielung auf den Wahlkampfslogan von ÖVP-Chef Sebastian Kurz: "Der neue Stil. Medienservicestelle "Neue Österreicher" muss schließen."

"Integrationsmedien Unterstützung entziehen"

"Schade ums Projekt, an dem auch ich mitarbeiten durfte", beklagte auch der Journalist Nedad Memic. "Spätestens seit der Flüchtlingskrise hat sich die österreichische Politik bemüht, den Integrationsmedien die Unterstützung zu entziehen. Nun ist die Medienservicestelle an die Reihe gekommen", schrieb der frühere Chefredakteur des bei neuen Österreichern mit Wurzeln im ex-jugoslawischen Raum beliebten Magazins "Kosmo".

Die Medienservicestelle hatte am gestrigen Mittwoch bekanntgegeben, dass sie mit Jahresende ihre Tätigkeit einstellt. Grund sei, dass keine tragfähige Finanzierung für das neue Jahr aufgestellt werden konnte.

Finanziert wurde das im Jahr 2011 gestartete – und vom damaligen Integrations-Staatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP) unterstützte – Projekt von Bundeskanzleramt, Außenministerium, Arbeiterkammer und Industriellenvereinigung. Wie aus informierten Kreisen verlautete, hatte sich die Schließung bereits im Herbst, also in der Endphase der rot-schwarzen Bundesregierung, abgezeichnet. Aus Bundeskanzleramt und Außenministerium waren für die APA am Donnerstag vorerst keine Stellungnahmen zu erhalten.

Vorstand: Finanzierung "von Anfang an prekär"

Die von Kritikern geäußerten Vermutungen, dass die Schließung der Medienservicestelle Neue Österreicher/innen politische Hintergründe haben könnte, wurden von dessen Vorstand zurückgewiesen. "Von Anfang an war die Finanzierungssituation prekär", teilten die Vorstände Peter Wesely und Wolfgang Mitterlehner der APA am Donnerstag mit. Der Bestand sei in den letzten Jahren "wiederholt gefährdet" gewesen.

"Schon vor der Nationalratswahl, unabhängig von einem Regierungswechsel, zeichnete sich ab, dass die Finanzierungszusagen – vor allem nötig für die Beschäftigung des leitenden Redakteurs – nicht zu erreichen sein werden", betonten sie. Die Arbeit sei auch von Sponsoren, privaten Spendern sowie Medienunternehmen finanziert worden. Man bedanke sich "ausdrücklich bei allen Förderern, die dieses völlig neue Projekt in den vergangenen Jahren ermöglicht haben". (APA, 28.12.2017)