Fast sakrale Aura versprühen die Diptycha von Gabriela Torres Ruiz, in denen sie die Vergänglichkeit natürlicher Landschaften jenen von Kulturbauten gegenüberstellt.

Foto: Aufschlagseite von Torres Ruiz' "Silence", fotografiert von Lukas Friesenbichler

Zum Jahreswechsel ist es einerseits Brauch, möglichst laut (in jeder Beziehung) das alte Jahr memorierend Revue passieren zu lassen und (im Fall einer positiven Bilanz) es entsprechend mit Stil zu verabschieden respektive es durch im Übermaß konsumierten Alkohol zu ertränken; andererseits bietet sich des Kalenders Zäsur an, in sich zu gehen und besinnlich Vergangenes zu rekapitulieren und Künftiges zu hinterfragen. Hilfreich im Sinne der Kontemplation ist hierbei das neue Opus von Gabriela Torres Ruiz.

Silence nennt die 1970 in Mexiko-Stadt Geborene ihre Serie über das Entschwinden. Die in Montreal und Mexiko aufgewachsene Fotografin studierte in Krakau und Berlin Architektur, bevor sie sich der Bildgebung zuwandte. Von Menschenhand erschaffene, erdachte und gemauerte Räume in Kombination, Kontext und Konkurrenz mit Landschaften sind denn auch das Thema ihrer fotografischen Arbeit. Weniger als Chronistin denn als sensible Beobachterin des Seins zwischen den Zeiten.

Spezielles Augenmerk legt sie bei ihren flüchtig, ätherisch, nahezu sphärisch anmutenden Bildern auf den Prozess des Verfallens, des langsamen Entschwindens. Charakter und Atmosphäre historischer Gebäude spiegeln naturgemäß auch das Schicksal der Menschen, die diese einst bewohnt und belebt haben, wider. Eine Suche nach der Seele der Dinge. (Gregor Auenhammer, 29.12.2017)