Kairo – Zu der Attacke auf eine Kirche in Ägypten mit mindestens neun Toten hat sich die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) bekannt. Der Angriff auf die koptische St. Mina-Kirche im Bezirk Helwan südlich von Kairo sei von einer "Kampfgruppe" des IS verübt worden, hieß es in einer Stellungnahme, die dessen Sprachrohr Amaq am Freitag verbreitete. Beweise legten die Jihadisten keine vor.

Nach Angaben des ägyptischen Innenministeriums eröffnete der Angreifer zunächst das Feuer auf ein Geschäft und tötete zwei Menschen, bevor er sich zu der Kirche begab und sieben weitere Menschen erschoss, darunter einen Polizisten. Nach Polizeiangaben wurden zudem fünf Sicherheitskräfte verletzt. Der Angriff erfolgte nur wenige Tage vor dem Weihnachtsfest der Kopten, das am 7. Jänner begangen wird.

Der "Islamische Staat" hat den Kopten in Ägypten den Kampf angesagt. In den vergangenen Monaten starben in Ägypten bei mehreren Angriffen auf koptisch-orthodoxe Kirchen dutzende Menschen. Allein Anfang April wurden bei Anschlägen in Alexandria sowie in Tanta nördlich von Kairo 45 Menschen getötet. Auch zu diesen beiden Taten bekannte sich der IS. Einen Monat später töteten bewaffnete IS-Anhänger rund 30 Christen, die auf dem Weg zu einem Kloster waren.

Der IS wirft der größten christlichen Gemeinde im Nahen Osten vor, den Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi im Sommer 2013 unterstützt zu haben. Der koptischen Minderheit gehören zehn Prozent der 90 Millionen Ägypter an.

"Ein Ereignis wird dem anderen folgen"

Ein Video, das lokale Nachrichtenseiten im Internet teilten, zeigt einen Mann, der gefesselt und durch mehrere Schüsse verletzt auf einer Straße liegt, während Sicherheitskräfte umherlaufen. Es soll einen der mutmaßlichen Angreifer zeigen. Der zweite Angreifer sei zunächst geflohen, aber später festgenommen worden, hieß es aus ägyptischen Sicherheitskreisen.

Im ablaufenden Jahr kam es vermehrt zu Terrorangriffen in Ägypten, darunter auch auf die christliche Minderheit der Kopten. Ägyptens Kirchen sind seit Monaten in Sorge wegen drohender Anschläge durch Islamisten. "Wir nähern uns schwierigen Zeiten. Ein Ereignis wird dem anderen folgen", hatte der griechisch-orthodoxe Patriarch von Alexandrien, Theodoros II., kürzlich gewarnt.

Im vergangenen Frühjahr waren bei Terroranschlägen in Alexandria, dem Sitz des koptisch-orthodoxen Papst-Patriarchen Tawadros II., sowie auf die Georgs-Kirche in Tanta 45 Menschen getötet worden. Ende Mai ermordeten islamistische Terroristen bei einem weiteren Angriff auf einen mit Christen besetzen Bus nahe der Stadt Al-Minya mehr als 20 Menschen. Im November forderte ein Attentat auf muslimische Gläubige in einer Sufi-Moschee im nördlichen Sinai mehr als 300 Todesopfer.

Durch Anschläge auf Kirchen und durch Schießereien des Ablegers der Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Ägypten wurden zuletzt dutzende Christen getötet. Die Kopten sind die größte christliche Gemeinschaft in Ägypten und die größte religiöse Minderheit im Land. Sie machen etwa zehn Prozent der 93 Millionen Ägypter aus. (red, APA, 29.12.2017)