Es ist dunkel, es ist kalt, und es ist Silvester. Wir sind wieder da, wo wir um den 31. 12. hingehören. In jener traditionellen Zeit der Rückblicke (im Zorn oder ohne), der Einschätzungen der Lage (mit Hoffnung oder ohne), in den Vorbereitungen auf die Zukunft (mit Anlass oder ohne).

Manche Ideen der neuen Regierung werden eher ein Rückblick als Voraussicht werden (die meisten mit Facepalm-Effekt, manche ohne). Am Ende dieses Jahres werden wir einige salopp angeplante Dinge erlebt haben, die zumindest meine Wenigkeit mit der Wahrscheinlichkeit eines Zurück-in-die-Zukunft-Szenarios bewertet hat. Stichwort Zwölf-Stunden-Tage mit gelockertem Rauchverbot und erschwerter Kinderbetreuung. Und im nächsten Jahr gleich noch ein paar Mal mehr.

Wenn wir ganz viel Pech haben, gesellt sich zum Back-to-the-future-Modell noch ein kräftiger Schuss Groundhog-Day-Modus. Und dennoch: Der Silver-Linings-Effekt ist nicht zu unterschätzen, man darf nie aufhören, nach ihm Ausschau zu halten – auch die dunkelste Wolke hat eine helle Linie anzubieten. Und nie vergessen darf man natürlich, dass gerade dann, wenn es am finstersten ist, die Nacht in Richtung Sonnenaufgang kippt und der Winter Richtung Frühlingserwachen.

Hard Facts: Wir werden 2018 mit einiger Sicherheit mit einigem Irrsinn zu tun bekommen, sowohl innen- als auch weltpolitisch. Und wir werden auch das hoffentlich überstehen. Falls jetzt übrigens das große Rätselraten um die unerwartet und untypisch intensive Nutzung der englischen Begriffe ausbricht: Es handelt sich nur um einen Versuch, der großteutschen Leitkultur mit ihren nicht näher definierten Werten, die womöglich im nächsten Jahr als schmissig brennende Schrift auf der innenpolitischen Wand stehenbleiben könnte, etwas Renitenz entgegenzusetzen.

Aber auch diese Leitkultur wird selbst gewogen, gemessen und bewertet werden. Read my lips. (Julya Rabinowich, 30.12.2017)