Die Feiertage sind überstanden – im Krankenhaus eine besonders heikle Phase. Viele niedergelassene Ärzte und Spitalsmitarbeiter sind auf Urlaub, die Menschen werden trotzdem krank und trinken oft über den Durst. Für Patienten bedeuten überlastete Spitalsambulanzen vor allem lange Wartezeiten. Für das Personal besteht – insbesondere in Zeiten allgemein hohen Alkoholkonsums – ein erhöhtes Risiko, dass ein Patient ausfällig oder gar handgreiflich wird.

Allein an drei Ambulanzen des Wiener Wilhelminenspitals wurden im Vorjahr mehr als 250 verbale und körperliche Übergriffe registriert. Der Krankenanstaltenverbund (KAV) stockte das Wachpersonal auf und installiert nun auch erste Überwachungskameras. Das soll die Sicherheit erhöhen, kann aber nichts an gesellschaftlichen Entwicklungen ändern, die dem Problem wohl zugrunde liegen, geschweige denn am Andrang auf die Ambulanzen.

Fünf Millionen Ambulanzbesuche verzeichnete der KAV dieses Jahr – 2013 waren es noch 3,5 Millionen gewesen. Meist wäre es ausreichend, den Hausarzt aufzusuchen. Im Falle von Bauchweh am Abend oder wenn das Kind am Wochenende fiebert, halten es aber offenbar viele für nötig, bei der Notaufnahme vorstellig zu werden – obwohl schon deren Name verrät, dass sie für Notfälle gedacht ist.

An Abenden und Wochenenden geöffnete Arztpraxen findet man aber trotz jahrelanger Ankündigungen der Politik, die Primärversorgung auszubauen, bis heute nur vereinzelt. Die Ärztekammer hat denn auch zu Weihnachten ihrer Sorge um die "am Limit arbeitenden" Spitalsärzte Ausdruck verliehen. Was die Standesvertretung dabei freilich verschwieg, ist, dass sie sich lange erfolgreich vehement gegen die Primärversorgungszentren, die auch in Randzeiten Ambulanzen entlasten sollten, gewehrt hat. In Wien gibt es bis heute gerade einmal zwei. (Gudrun Springer, 1.1.2018)