Washington – Dass Menschen sich heute immer stärker unter Druck fühlen, das Optimum aus sich herauszuholen, ist nicht nur eine diffuse Befindlichkeit. Von einer Studie, die das Phänomen auch mit Zahlen untermauert, berichtet nun die American Psychological Association. Der Erhebung zufolge ist Perfektionismus in der Generation Y deutlich stärker ausgeprägt als in früheren Generationen.

Für ihre Meta-Studie zogen Forscher der Universitäten Bath und York St John Daten von über 41.000 College-Studenten aus den USA, Kanada und Großbritannien heran, die aus 164 verschiedenen Samples und einem Zeitraum von fast 30 Jahren stammten. Alle Befragten waren nach der sogenannten Multidimensional Perfectionism Scale getestet worden.

Zunahme in allen Bereichen

Die Studienautoren Thomas Curran und Andrew Hill teilten Perfektionismus nach drei Kategorien ein: selbstorientierter (das irrationale Begehren, perfekt zu sein), sozial auferlegter (das Gefühl, mit exzessiven Erwartungen anderer konfrontiert zu sein) und auf andere bezogen (also selbst unrealistische Erwartungen an die Mitmenschen zu hegen).

Bei allen drei Kategorien nahmen die Werte im Zeitraum zwischen 1989 und 2016 zu: In der ersten und dritten um 10 respektive 16 Prozent, beim sozial auferlegten Perfektionismus betrug der Anstieg sogar 33 Prozent. Die Befragten fühlten sich also deutlich stärker unter Druck als ihre Vorgänger aus früheren Generationen.

Negative Folgen

In ihrer im Journal "Psychological Bulletin" veröffentlichten Studie nennen die Autoren verschiedene Faktoren als Ursache. Eine Rolle spielen beispielsweise universitäre Strukturen, die Konkurrenz und Wettbewerb stärker fördern als früher und eine meritokratische, also leistungsorientierte Haltung unterstützen.

Auch Social Media dürfte laut Curran aber eine wichtige Rolle zukommen: Der laufende Vergleich mit anderen Menschen, die sich in einer ähnlichen Lebenssituation befinden, befeuere den Perfektionismusdrang: von der Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper bis hin zu – teils unrealistischen – Karrierehoffnungen. Dies geht laut den Forschern Hand in Hand mit einer Zunahme an Angststörungen, Depressionen und Selbstmordgedanken. (red, 2. 1. 2018)