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Der sechste aus der Verlegerdynastie, der die New Yorker Tageszeitung führt: Arthur Gregg Sulzberger.

Foto: Courtesy Damon Winter/The New York Times/Handout via REUTERS

Genau genommen ist die "New York Times" keine graue Dame mehr, seit 1997 erstmals ein Farbfoto auf der Titelseite erschien. Was nichts daran ändert, dass ihr Spitzname "The Gray Lady" wie Teer an ihr klebt. Was wiederum in die Irre führt, denn die Zeitung steht mindestens so eindeutig im Zeichen der digitalen Revolution wie die Branche, als deren globales Flaggschiff sie sich versteht.

Die Bezahlschranke im Internet, vor sechs Jahren eingeführt, um sinkende Einnahmen aus der Printwerbung auszugleichen, hatte keine Leserflucht zur Folge, sondern das Gegenteil. Nach einer Zitterphase ist die Zahl der Online-Abonnenten auf zweieinhalb Millionen gestiegen, während Donald Trump mit seinen Dauerattacken gegen die in seiner Diktion gescheiterte "New York Times" die Popularität des Blatts noch beflügelt.

Zukunft für Qualitätsjournalismus

In welche Richtung die Reise gehen soll, hat ein Team unter Leitung von Arthur Gregg Sulzberger bereits 2014 in einem Innovationsbericht skizziert. Und da A. G., wie ihn die meisten nur nennen, mit Jahreswechsel an die Spitze des Verlags rückte, scheint klar, dass sich das Tempo des Wandels eher noch erhöhen wird. Nur geht der Umbruch mit dynastischen Traditionen einher, wie sie völlig untypisch geworden sind für das US-Wirtschaftsleben. A. G., mittlerweile 37 Lenze alt, ist der Sechste aus der Verlegerdynastie Ochs Sulzberger, der bei der Gray Lady ans Ruder kommt. Sein Ururgroßvater Adolph Ochs hat die Zeitung, damals hochverschuldet, 1896 erworben. Seitdem sind es Familienmitglieder, die das Rennen um die jeweilige Nachfolge unter sich ausmachen.

A. G., dessen Vater Arthur Ochs Sulzberger Jr. die Zügel ein Vierteljahrhundert in der Hand hatte, fing nach dem Studium der Politikwissenschaften an der elitären Brown University bei Regionalzeitungen an, erst als Reporter beim "Providence Journal", dann beim "Oregonian". Nach einem Abstecher in die New Yorker Lokalredaktion zog er in den Mittleren Westen, um das Büro der "Times" in Kansas City zu leiten. In der Stadt am Missouri, berühmt für ihr saftiges Grillfleisch, soll es für einen Vegetarier wie ihn nicht ganz einfach gewesen sein, kulinarisch über die Runden zu kommen. Seine erste Geschichte von dort über einen 103-jährigen Richter hängt übrigens gerahmt in seinem Büro.

In Zeiten immensen Drucks, schreibt Sulzberger in seiner ersten E-Mail als Verleger, beweise sein Blatt, dass es eine Zukunft gebe für Qualitätsjournalismus, auf den sich die Gesellschaft verlasse. (Frank Herrmann, 3.1.2018)