Laut einer neuen Erhebung des Instituts für Höhere Studien ist jeder Fünfte für seinen Job formal überqualifiziert. Am höchsten ist der Anteil bei AHS-Absolventen, aber auch immer mehr Akademiker sind betroffen.

Ein Uni-Abschluss gilt in Österreich immer noch als höchstes Gut. Experten bezeichnen den Trend als "Akademisierungsfalle". Hintergrund ist die Forderung der OECD, die Akademikerquote zu erhöhen. Diesem Maßstab unterwirft man sich bereitwillig. Zunächst, indem man Ausbildungen als tertiär einstuft. So wurden 2015 etwa auch die letzten Jahrgänge der berufsbildenden höheren Schulen als Kurzstudien anerkannt. Aber auch, indem man Ausbildungen akademisiert. Durch inflationäre Vergabe akademischer Titel sorgt man nur für mehr Konkurrenz. Für Einzelne kann das zu ebenjener Überqualifizierung führen.

Der Trend zur Akademisierung hat noch etwas zur Folge: die Abwertung der Lehre. Obwohl diese Art der Ausbildung nachweislich erfolgreich ist und international kopiert wird, gilt sie hierzulande immer noch als eine für Verlierer. Ein STANDARD-User meint richtigerweise: "Bildungszeit verfault, weil die guten Jobs, denen man nachgestrebert hat, nun immer weniger werden. Während immer weniger mögliche gute Handwerker wegen der schlechten Löhne und des Rufes keine Lehre machen."

Es braucht eine echte Aufwertung und einen Mentalitätswandel: Die nichtakademische Berufsausbildung darf nicht länger als minderwertig gelten. (Lisa Breit, 3.1.2018)