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Tony Blair fordert die EU auf, nicht vor Reformen zurückzuschrecken.

Foto: Ap/Gregorio Borgia

London/Berlin – Der frühere britische Premierminister Tony Blair warnt vor einem EU-Austritt weiterer Mitgliedstaaten. "In allen EU-Staaten findet man derzeit dieselben Ängste, dieselben Spannungen wie jene, die zum Brexit geführt haben", sagte Blair der Zeitung "Die Welt" und anderen europäischen Medien.

Der Brexit müsse genutzt werden, um Antworten auf die ihm zugrunde liegenden Probleme zu finden. "Sonst wird Europas Populismus nur noch wachsen", sagte Blair.

Überdies dürfe der EU-Ausstieg der Briten von Brüssel nicht als ausgemachte Sache abgetan werden, sondern müsse zu einem Umdenken führen, von dem beide Seiten profitieren könnten. "Im für den Brexit entscheidenden Jahr 2018 darf Europas politische Führung nicht in schulterzuckenden Fatalismus verfallen", sagte der ehemalige Chef der britischen Labour Party, der von 1997 bis 2007 Regierungschef war.

Aufforderung an die EU

Blair forderte die EU auf, nicht vor Reformen zurückzuschrecken, etwa in Form einer zeitlich begrenzten Aussetzung der EU-Personenfreizügigkeit. Dies könne "die Briten mit Europa versöhnen und die Europäer generell der Union wieder näherbringen".

Der Ex-Premier appellierte an die restlichen 27 EU-Staaten, die Tür zur Mitgliedschaft während der Brexit-Verhandlungen offen zu halten und damit die proeuropäischen Kräfte in Großbritannien zu stützen. Im Hinblick auf die Brexit-Anhänger, die ein Abweichen vom Austritt als Verrat an der Demokratie ansehen, sagte Blair: "Wir haben das Recht, unsere Entscheidung zu überdenken, sobald wir die Bedingungen sehen, unter denen der Ausstieg erfolgen soll. Daran ist nichts undemokratisch." (APA, 4.1.2018)