Caracas – Das krisengeschüttelte Venezuela treibt die Pläne für eine eigene Digitalwährung zur Linderung seiner Finanznot voran. Die Kryptodevise mit dem Namen "Petro" solle in den nächsten Tagen ausgegeben werden, kündigte der linke Präsident Nicolas Maduro am Freitag an. Dabei gehe es um 100 Millionen "Petro" und damit ein Volumen von rund 5,9 Milliarden Dollar.

Denn das neue Zahlungsmittel soll an den Preis für ein Barrel Öl des südamerikanischen OPEC-Staates gekoppelt werden, der zuletzt bei rund 59 Dollar lag. Die virtuelle Währung werde Venezuela modernisieren und einen besseren Zugang zu realem Geld verschaffen.

Modalitäten noch unklar

Venezuela will so die US-Sanktionen umgehen, die das Land größtenteils vom Finanzmarkt abschneiden und zugleich vom Boom der Internet-Währung Bitcoin profitieren, deren Kurs im vergangenen Jahr um 1.500 Prozent in die Höhe schnellte.

Die Modalitäten sind jedoch unklar, ebenso, ob Investoren genügend Vertrauen in die venezolanische Regierung aufbringen. Zudem warnen Politiker und Aufsichtsbehörden rund um den Globus vor dem bisher völlig unregulierten Handel mit Bitcoin und anderen Cyberdevisen.

Nahrungsmittel- und Medikamentenmangel

Venezuela steht angesichts einer ökonomischen und politischen Krise mit dem Rücken zur Wand. Die Wirtschaft liegt am Boden und die galoppierende Inflation trifft die unter Nahrungsmittel- und Medikamentenmangel leidende Bevölkerung hart. Die Opposition hat im vergangenen Jahr immer wieder mit Massenprotesten gegen Maduro mobil gemacht, dem sie das Streben nach einer Diktatur vorwirft. Sie nennt den "Petro" eine abstruse Idee, die zum Scheitern verurteilt sei.

Maduro hatte die Digitalwährung im Dezember überraschend angekündigt. Sie soll mit den Rohstoffvorkommen des Landes besichert werden. Venezuela hat der OPEC (Organisation Erdöl exportierender Länder) zufolge die größten Ölreserven der Welt. Die Staatseinnahmen litten aber unter dem Ölpreisverfall der vergangenen Jahre. Kritiker werfen der sozialistischen Regierung zudem vor, die Rohstoffeinnahmen jahrelang vergeudet zu haben und fordern deswegen Reformen.

USA verhängten Sanktionen gegen Funktionäre Venezuelas

Die USA haben unterdessen gegen vier Militärfunktionäre Venezuelas wegen "Korruption und Repression" Sanktionen verhängt. US-Bürger dürfen keine Geschäfte mehr mit Rodolfo Torres, Francisco Jose Rangel Gomez, Fabio Zavarse Pabon und Gerardo Izquierdo Torres machen. Das Vermögen der vier in den USA wurde eingefroren.

Das US-Finanzministerium begründete die Maßnahmen am Freitag damit, dass die vier korrupt seien und gegen die von der Verfassung verlangte politische Neutralität der venezolanischen Streitkräfte verstießen.

Maduro: "Sanktionen illegal"

Der venezolanische Präsident Nicolas Maduro verurteilte die Sanktionen als unaufrichtig und illegal. Er werde die "Aggression der USA" nicht hinnehmen und dem US-Vertreter in Caracas eine "machtvolle Protestnote" überreichen lassen.

US-Finanzminister Steven Mnuchin rief die Staatengemeinschaft zur "Isolierung des repressiven Regimes" Maduros auf. Washington werde Maduro und andere in Korruption Verwickelte in Venezuela zur Rechenschaft ziehen. Gegen Maduro hatten die USA vor knapp einem halben Jahr schon ähnliche Sanktionen verhängt. (APA/Reuters, 6.1.2018)