Hans Peter Haselsteiner, früherer Vorstandsvorsitzender und nunmehr Generalbevollmächtigter des Baukonzerns Strabag, will das Autobahnprojekt "Pedemontana" in Norditalien zu einem guten Ende bringen und auf 500 Millionen Euro verzichten.

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Der Industrielle Hans Peter Haselsteiner will das fünf Milliarden Euro teure Autobahnprojekt "Pedemontana", das die österreichische Baugesellschaft Strabag federführend errichten soll, mit allen Mitteln und zu jedem Preis umsetzen. Haselsteiner hat der Regionalregierung in Mailand einen Preisabschlag von 500 Millionen Euro geboten – das wurde aus Kreisen der lombardischen Regierung bestätigt.

Ein Teil der 86 Kilometer langen Autobahn A36 in der Lombardei (Bergamo–Varese) wurde bereits gebaut: 17 Kilometer zu einem Preis von 1,3 Milliarden Euro. Inzwischen stehen die Arbeiten allerdings still. Denn die Mailänder Staatsanwaltschaft hat vergangenen Sommer einen Konkursantrag für die von der Region Lombardei kontrollierte Gesellschaft Pedemontana beantragt. Die Staatsanwälte Paolo Filippini und Giovanni Polizzi kritisieren nicht nur die übermäßig hohen Kosten des Autobahnbaus – mit 40 Millionen Euro pro Kilometer handelt es sich um die teuerste Autobahn Italiens. Auch sei die Finanzierung alles eher als transparent, mehrere private Financiers hätten sich zurückgezogen. Zudem stehen wegen der zahlreichen vor Gericht anhängigen Streitigkeiten zusätzliche Kosten an.

Zweifel an Verkehrsentlastung

Bezweifelt wird auch, ob die Strecke dazu beitragen wird, das Verkehrsproblem im Großraum Mailand tatsächlich zu lösen. So entwickelte sich die vor kurzem eröffnete neue Autobahn Bre Be Mi (Brescia–Bergamo–Mailand ) zum Flop. Kurzum, der Kosten-Nutzen-Faktor des Projekts, das die Fahrzeit von Bergamo nach Como von 60 auf 40 Minuten verkürzen sollte, wird hinterfragt.

Inzwischen hat der Präsident der Lombardei, Roberto Maroni, einen mehrere Milliarden schweren Kredit von den Banken aufgestellt, der bis 2034 zurückgezahlt werden muss. Die Folge: Ein Mailänder Gericht hat den Konkursantrag gegen die Autobahnbaugesellschaft kurz vor Weihnachten abgelehnt. Kurz nach der Vereinbarung des lombardischen Regionalpräsidenten mit den Finanzinstituten hat Haselsteiner einen Preisabschlag von zehn Prozent des Projektwerts, also 500 Millionen Euro, gebilligt. Die Baugesellschaft Strabag will offenbar unbedingt am Pedemontana-Projekt dranbleiben.

Treffen mit Regionalpräsident Maroni

Ein Treffen zwischen dem Regionalpräsidenten Maroni und Strabag-Generalbevollmächtigtem Haselsteiner soll kurz bevorstehen. Strabag hatte einst den Zuschlag für den Bau des seit Jahrzehnten zur Diskussion stehenden Pedemontana-Projekts erhalten. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, 8.1.2018)