Manchen Körperteilen ist das Wetter einfach egal. Sie trauen sich bei Wind und Wetter raus. Aktueller Kandidat: der Knöchel. Er ist seit einiger Zeit ein echter Adabei, überall blitzt er unter den Hosen und aus den Sneakern hervor – kaum jemand unter dreißig verlässt noch mit langen Strümpfen das Haus. Einen Fachbegriff für die freigelegten Knöchel gibt es auch schon: "Flanking" wird das unauffällige Blankziehen untenherum genannt.

Statt dicker Socken baden nun also überall die abgeschnittenen Füßlinge in den Turnschuhen. Das allein ist natürlich noch keine Neuigkeit. Jetzt aber folgen den Frauen, die den Trend lostraten, vermehrt die Männer. Wer nun an jene in die Jahre gekommene Männergeneration denkt, die die braungebrannten Füße Sommer für Sommer in ledernen Mokassins abstellte, irrt.

Denn erstens geht es hier um ein ganzjährig zu beobachtendes Phänomen, und zweitens tut das vor allem jene vermeintlich blasse Buberlpartie, die die schmalen Hosen hochkrempelt, um die angesagten Sneaker-Modelle untendrunter freizulegen. Bei ihnen lenkt nun keine Sportsocke mehr von Hosensaum und Turnschuh ab. Kurzum: Der nackte Knöchel erklärt den Sneaker (und nebenbei den zur Schau getragenen Hersteller) zum sexy Aushängeschild.

Hose hoch, Socken runter, zu sehen im aktuellen Kampagnenbild von Jenashersteller Levi's.
Foto: Levis

Das ist einmal ein gutes Signal, bricht es doch mit überkommenen Vorurteilen. Zum Beispiel mit jenem, dass ausschließlich Frauen auf die blöde Idee kommen, bei eisigen Temperaturen auf Strümpfe zu verzichten. Modische Unvernunft, rufen uns nun die entblößten Knöchel zu, ist selbstverständlich auch Männersache.

Die Magazinmacherin Leandra Medine von "Man Repeller" steht ihre Frau – auch mit bloßen Knöcheln.

Ob von dem Stückchen blanke Haut auch eine Botschaft abzuleiten ist? Gute Frage. Es könnte sich beim "Flanking" um eine demonstrative Selbstvergewisserung der ach so gebeutelten Jungmännergeneration handeln, Motto: Ob ihr's glaubt oder nicht, wir sind echte Kerle und stehen den Frauen in Sachen Leidensfähigkeit in nichts nach.

Wie ernst es den Buberln damit ist, ist noch nicht ganz klar. Wir bleiben dran. (Anne Feldkamp, 11.1.2018)


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