Die Meldung ist dramatisch. Pfizer hat seine Anstrengungen zur Entwicklung eines Alzheimermedikaments mangels Erfolgsaussichten eingestellt. Eine schlechte Nachricht für alle, denn wen das große Vergessen treffen wird, ist mangels konkreten Wissens derzeit eine Art Roulettespiel. Im Jahre 2050 wird es allein in Österreich 230.000 Gedächtniskranke geben – schon heute brauchen die 100.000 Alzheimerkranken rund eine Milliarde Euro pro Jahr, so die Alzheimer-Gesellschaft.

Dem profitorientierten Pharmakonzern einen Vorwurf zu machen wäre jedoch falsch. Pfizer ist seinen Aktionären verpflichtet, und ohne realistische Erfolgsaussichten sieht man keinen Sinn in der Fortführung des Projekts. Bezeichnenderweise ist es eine Gehirnerkrankung, die ein relativ vertracktes System der medizinischen Forschung transparent macht. Der Löwenanteil der Medikamentenentwicklung wurde nämlich vor Jahrzehnten an die Privatwirtschaft ausgelagert. Das ersparte den staatlichen Fördersystemen massive Summen. Auch bei Alzheimer.

Die öffentlichen Forschungsmittel, die derzeit in Österreich investiert werden, belaufen sich auf lediglich einen Euro pro Demenzpatient pro Jahr. Das ist zu wenig. Dabei könnte – eine entsprechende Initiative vorausgesetzt – auch die EU Pfizers Ausstieg kompensieren. Hier wäre Wissenschaftspolitik gefragt, eine, die über Ressorts, Staatsgrenzen und Legislaturperioden hinauszudenken imstande ist. (Karin Pollack, 9.1.2018)