Demnächst kann man bei der ÖBB das Essen direkt am Platz bestellen.

Foto: ÖBB/Harald Eisenberger

Wien – Nach der Aufregung ums Aus von "Henry am Zug" von Do & Co bei der ÖBB ordnet die Staatsbahn ab April ihre Bordverpflegung in Fernverkehrszügen gänzlich neu. Neuer Anbieter ist der heimische Caterer Don. Das Motto lautet "Mit Genuss unterwegs". Es wird wie bisher ein Bordbistro und ein mobiles Bordservice geben – dabei ändert sich aber vieles, nicht nur das Angebot.

So wird das Service auch digitalisiert. Einmal an Bord kann man alle Speisen direkt an seinen Platz bestellen. Reserviert man schon vor der Reise einen Sitzplatz, kann man auch schon vorab sein Menu buchen – in diesem Fall auch mit Sonderwünschen, etwa aufgrund einer Allergie, erläuterten ÖBB-Chef Andre Matthä und Don-Chef Josef Donhauser am Mittwoch vor Journalisten in Wien.

Donhauser hat schon Bahnerfahrung: Sein Unternehmen sorgt für die Verpflegung in der ÖBB-Konzernzentrale und serviciert Reisezüge eines Privatanbieters im Iran. Außerdem hatte Donhauser bis April 2012 – damals noch unter dem Namen "E-Express" – elf Jahre lang schon die Zuggastronomie bei der Bundesbahn über.

Matthä betonte, dass die mehrstufige europaweite Ausschreibung nach einer Befragung von 4.000 ÖBB-Kunden zu deren Verpflegungswünschen erfolgt war. Don habe sich als Bestbieter durchgesetzt. Die ÖBB schießt dem Catering – wie schon bisher – pro Jahr mehr als zehn Millionen Euro zu. Matthä sprach von einem "niedrigen zweistelligen Millionenbetrag", der notwendig sei, um das Service auch auf Strecken mit weniger Fahrgästen zu sichern.

Übernahme der Mitarbeiter

Donhauser erwartet sich einen Umsatz von rund 14 Millionen Euro im Jahr. In die Ausstattung will seine Firma vier Millionen Euro investieren. Sämtliche rund 300 bisherigen "Henry am Zug"-Mitarbeiter sollen übernommen und insgesamt rund 600 Mitarbeiter fürs Zugcatering beschäftigt werden, so Donhauser. Einstiegsgehalt für gelernte Kräfte: 1.760 Euro brutto, weil nicht mehr der Gastro-KV, sondern jener von Eisenbahnern nach dem Unterpunkt "mobile Reisendenbetreuung" – ähnlich Flugbegleitern – angewendet wird. Hier ist ein Zwölfstundentag legal.

Das Catering im Zug sei nach wie vor das billigste Marketinginstrument für einen Qualitätscaterer, um seine Leistungen für Gäste zu präsentieren, erklärte Donhauser. Zuzahlungen durch den Betreiber seien in ganz Europa Standard. "Die Verpflegung im Zug ist Teil des Reiseerlebnisses", sagte Matthä. Unter diesem Motto wolle man beste Qualität mit raschem Service bieten.

Die beiden Unternehmenschefs sind überzeugt, künftig ein hochwertiges aber dennoch leistbares Angebot anzubieten. Die Karte wird viermal im Jahr saisonal adaptiert, alle Zutaten aus Österreich werden nach Schweizer Vorbild der Herkunftsausschilderung gekennzeichnet. Im Angebot sind Fairtrade-Kaffee (Espresso: 2,20 Euro, Verlängerter 2,90 Euro), Erfrischungsgetränke, kalte Snacks und warme Speisen. Hier kann man vom Austro-Schmankerl wie einem steirischen Backhendlsalat über andere Klassiker bis hin zum modernen "Pulled Pork"-Burger bestellen.

Mit rund 600 Mitarbeitern setzte die 1992 gegründete Firmengruppe Donhauser 2017 knapp 36 Millionen Euro um, ein Drittel mehr als 2016. Mit 1.300 Events pro Jahr, der Verpflegung von Großunternehmen, Kulturorganisationen, Theater, Sportstadien und selber betriebenen Restaurants zählt das Unternehmen etwa acht Millionen Gäste pro Jahr. Franchisenehmer ist die Gruppe seit 2013 bei der Fastfood-Firma Subway.

Sowohl Do & Co als auch die Don-Vorläufergesellschaft E-Express hatten in der Vergangenheit immer wieder Gewerkschafter aufgebracht, die sich an den Arbeitsbedingungen von Bordpersonal in den Zügen stießen. (APA, red, 10.1.2018)