Bild nicht mehr verfügbar.

Journalistenprotest vor dem Gerichtssaal

Foto: REUTERS

Yangon/Brüssel– Gegen die beiden in Myanmar festgenommenen Journalisten der Nachrichtenagentur Reuters ist am Mittwoch Anklage erhoben worden. Ihnen drohten Haftstrafen von bis zu 14 Jahren, sagte der Anwalt der beiden Reporter. Die Anklage basiere auf einem Gesetz zu Staatsgeheimnissen aus der britischen Kolonialzeit. Über einen Antrag auf Freilassung gegen Kaution werde das Gericht bei der nächsten Anhörung am 23. Januar entscheiden.

Die Reuters-Reporter Wa Lone und Kyaw Soe Oo waren am 12. Dezember verhaftet worden. Dem Informationsministerium zufolge wird ihnen "illegale Informationsbeschaffung mit dem Ziel der Weitergabe an ausländische Medien" angelastet. Die Journalisten hatten an einem Bericht über das Vorgehen des Militärs gegen die muslimische Minderheit der Rohingya gearbeitet.

Angriff auf die Pressefreiheit

"Sie haben uns festgenommen und gehen gegen uns vor, weil wir versucht haben, die Wahrheit aufzudecken", sagte Wa Lone als er mit seinem Kollegen aus dem Gericht zurück ins Gefängnis in Yangon geführt wurde. Reuters-Chefredakteur Stephen J. Adler sagte, er sei extrem enttäuscht darüber, dass die beiden strafrechtlich verfolgt würden. "Wir sehen das als völlig ungerechtfertigten, eklatanten Angriff auf die Pressefreiheit", betonte Adler und forderte erneut die sofortige Freilassung der Journalisten. Ein Regierungssprecher wollte sich nicht äußern, betonte aber, die Rechte der beiden würden in einem unabhängigen Justizsystem gewahrt.

Beobachter der Vereinten Nationen sowie mehrerer westlicher Botschaften waren bei der Gerichtsanhörung vor Ort. Die Europäische Union fordert von Myanmar die sofortige Freilassung der Reporter. "Der Fall ist ein wichtiger Test für die Unabhängigkeit der Presse und Justiz sowie der Entwicklung der demokratischen Institutionen in dem Land", sagte ein Sprecher der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini. Auch Amnesty International verurteilt die Festsetzung. "Die beiden haben nichts anderes gemacht als ihre legitime Arbeit", sagte Sektionschef James Gomez.

Internationaler Protest

Zuvor hatten die Regierungen der USA, Großbritanniens, Kanadas und anderer Länder ebenso wie Vertreter der Vereinten Nationen die Freilassung der beiden gefordert. Auch der frühere US-Präsident Bill Clinton setzt sich für die Reuters-Reporter ein.

Seit August sind etwa 655.000 Rohingya aus dem überwiegend buddhistisch geprägten Myanmar nach Bangladesch geflohen. Auslöser sollen Angriffe militanter Rohingya auf Armeeposten gewesen sein, woraufhin das Militär massiv gegen die Bevölkerungsgruppe zurückschlug. Die UN hatten das ein Beispiel für "ethnische Säuberungen" genannt. (Reuters, 10.1.2018)