Bitcoin sind in Japan beliebt – auch der Handel mit dem Kryptogeld steht hoch im Kurs. Ob die Japaner ihre Gewinne auch realisieren und damit die Wirtschaft aus dem Tiefschlaf holen, ist fraglich.

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Wien – Wer in Kryptowährungen investiert ist, muss vor allem eines aushalten: das ständige Auf und Ab der Kurse von Bitcoin, Ethereum, Ripple und Co. Wirklich profitieren wird hier wohl nur, wer zu Beginn der ganzen Spekulationen sehr billig die Währungen gekauft hat. Hier fallen laut einem Bericht der "Welt" vor allem die Japaner auf. Bei Bitcoins haben sie sogar die Amerikaner hinter sich gelassen.

Von einem regelrechten Krypto-Hype in Japan wird bereits gesprochen. Mehr als 40 Prozent des weltweiten Handels in Bitcoin werden bereits in japanischen Yen abgewickelt, wie Analysen der Deutschen Bank und der japanischen Investmentbank Nomura zeigen. Die japanische Wirtschaftszeitung "Nikkei" schätzte zuletzt, dass etwa ein Prozent der Japaner Bitcoins besitzt, meist drei bis vier Stück.

Billionen Yen schlummern auf den Konten

Daraus ergibt sich ein Potenzial, das für die Gesamtwirtschaft zum Turbo werden könnte. Denn bei einem Bitcoin-Kurs von rund 15.000 Dollar pro Stück ergeben vier Bitcoins einen Wert von 60.000 Dollar. Bei Nomura schätzt man, dass sich aktuell Bitcoins im Wert von 5,1 Billionen Yen (rund 38 Milliarden Euro) in Händen von Japanern befinden. Den Gewinn, den die Japaner mit Bitcoin gemacht haben, schätzen die Experten auf umgerechnet 24 Milliarden Euro.

Liegt mehr Geld am Depot, ist man auch geneigt, mehr auszugeben. Unter Investmentbankern geht damit auch die Hoffnung einher, dass das mit Kryptowährungen verdiente Geld die Wirtschaft Japans aus dem ewigen Stillstand befreit, die Deflationsängste begräbt. Bei einem Vermögensanstieg von 24 Milliarden Euro könnten die privaten Konsumausgaben laut Nomura um 720 Millionen Euro steigen. Das würde das jährliche Wachstum um 0,3 Prozentpunkte in die Höhe treiben auf einen Wert von 2,8 Prozent – das wäre der höchste seit langem.

Viele Fragezeichen

Doch dieses Kalkül muss nicht zwangsläufig aufgehen. Denn ein Buchgewinn am Depot ist nur ein theoretischer. Er muss erst realisiert werden, damit Geld auch in die Wirtschaft fließen kann. Ob die Japaner ihre Krypto-Gewinne in großem Stil realisieren werden, ist jedoch fraglich. Denn das japanische Finanzministerium hat klargestellt, dass Profite aus dem Handel mit Kryptowährungen zu versteuern sind – und zwar mit der persönlichen Einkommensteuer von bis zu 45 Prozent und zusätzlich mit der Einwohnersteuer von zehn Prozent. Damit fließt im Extremfall mehr als die Hälfte des Gewinns an das Finanzamt.

Hinzu kommt, dass genau jener Zielgruppe, die mit Kryptowährungen handelt (Altersgruppe zwischen 35 und 54 Jahren), wenig Wissen und Begabung in Finanzangelegenheiten eingeräumt werden. (bpf, 11.1.2018)