Sofia – Bulgarien will alles daransetzen, um so bald wie möglich als 20. Mitglied der Eurozone beizutreten. Noch vor dem Sommer will die Regierung in Sofia einen entsprechenden Antrag stellen. Über diesen soll zunächst von der EU-Kommission und dann von den EU-Finanzministern – vermutlich während des österreichischen EU-Vorsitzes bis Ende 2018 parallel zu den Austrittsverhandlungen mit Großbritannien – entschieden werden. Das haben Premierminister Bojko Borissow und sein Finanzminister Wladislaw Goranow am Donnerstag in der bulgarischen Hauptstadt bestätigt. "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht", sagte Borissow, "ich bin da sehr optimistisch."

Finanzminister Goranow betonte, dass sein Land alle formalen Maastricht-Kriterien zur Einführung des Euro erfülle. Die bulgarische Währung Lewa sei der Gemeinschaftswährung seit Jahren mit einem festen Wechselkurs verbunden, "er ist ein Quasi-Euro". Wirtschaftlich geht es Bulgarien nicht zuletzt dank der EU-Subventionen, die elf Prozent der Wirtschaftsleistung ausmachen, gut: Das Wachstum beträgt 3,9 Prozent. 2017 verzeichnet man einen Haushaltsüberschuss, die Staatsverschuldung beträgt nur 26,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Das Durchschnittseinkommen der Bulgaren ist seit dem EU-Beitritt im Jahr 2007 von 20 Prozent des EU-Durchschnitts auf 49 Prozent gestiegen.

Währungswarteraum

Das Einbringen des Antrags macht Goranow vom nächsten Konvergenzbericht der Europäischen Zentralbank abhängig, der nach Vorausinformationen positiv ausfallen soll. Gemäß den EU-Verträgen sind mit Ausnahme von Dänemark und Großbritannien alle EU-Staaten verpflichtet, den Euro einzuführen, wenn sie die Kriterien erfüllen. Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat erklärt, dass er möglichst rasch weitere Euromitglieder sehen will. Bulgarien ist das ärmste Land der Union. Bevor ein Staat den Euro als Geld einführen kann, muss er davor mindestens zwei Jahre dem ERM-2, einem "Währungswarteraum", angehören und Stabilität beweisen. Die frühestmögliche Einführung des Euro wäre für Bulgarien also Anfang 2021. Auf Nachfrage des STANDARD bestätigte Goranow jedoch, dass die Kriterien allein nicht ausschlaggebend seien, die Zustimmung der Partner sei letztlich eine politische Frage. (tom, 11.1.2018)