Das Musiksatireduo Wiener Blond versöhnt die Kaiserzeit mit Discoära und Hip-Hop-Beatboxing.

Foto: Konstantin Reyer

St. Pölten – Maschek, Thomas Maurer, Florian Scheuba, Roland Düringer, Stermann/Grissemann, Viktor Gernot oder Gunkl – die Bühne im Hof versorgt Niederösterreich auch 2018 verlässlich mit langbewährten Stars des heimischen Kabaretts. Mit der Veranstaltungsschiene "Jung & saugut!" soll der Scheinwerfer aber auch auf vielversprechende Neulinge der Szene gerichtet werden.

Zum Beispiel auf das Duo Wiener Blond, das am 24. Februar seine Premiere gibt. Sebastian Radon und Verena Doublier stützen ihre Kunst auf das große Vorbild Georg Kreisler. Dessen schwarzhumorige Musiksatire schöpft aus einer ironischen Distanz zum Glanz und Elend der Wienerstadt, die in den 1950er-Jahren zwischen Jahrhundertwendemythos und Postnazismus nur langsam wieder in die Spur finden sollte.

Wiener Blond greifen Versatzstücke aus der k. u. k. Zeit auf – Strauss-Walzer, Kaffeehaus, Salon, Kaiserklimbim – und vermischen das Monarchiegebräu mit Elementen aus Hip-Hop und Zeitgeistdisco. Beatboxing trifft auf Schrammelmusik, für die das beigestellte Original Wiener Salonensemble sorgt, das sich aus Fideln, Bass und Klavier zusammensetzt.

Mehrere Musikalben haben die Wienerlied-Erneuerer schon veröffentlicht, aufgetreten sind sie in den letzten Jahren nicht nur auf Kabarettbühnen, auch die altehrwürdigen Wiener Konzerthäuser angeln mittlerweile nach ihnen. In ähnlichem Fahrwasser bewegt sich auch der satirische Liedermacher Jimmy Schlager. Der Weinviertler baut seine Texte aus Autobiografischem, scharfen Beobachtungen und schrägen Erfindungen zusammen.

Begleitet wird Schlager von seiner Band bestehend aus Gitarre, Akkordeon, Kontrabass und Schlagzeug. Neben zahlreichen CDs ist zuletzt auch ein Notenbuch zum Nachspielen erschienen. Die Bühne im Hof besucht Schlager für einen Konzertabend am 10. März.

Ebenfalls schon etwas länger im Geschäft ist der deutsche Comedian Rick Kavanian, der vielen noch als Grieche Dimitri aus der Filmkomödie Der Schuh des Manitu (2001) bekannt sein dürfte. Sein Stand-up-Programm Offroad erhielt gute Kritiken. Es geht um Selbstfindung und die Frage, warum eigentlich immer alles, was man tut, einen Sinn haben muss. Zu sehen ist Kavanian in St.Pölten am 20. Jänner. Wer Kabarett aus Deutschland eine Spur politischer haben will, ist wohl bei Kollege Hagen Rether richtig. Er gastiert am 14. April mit seinem seit Jahren gleich betitelten, aber inhaltlich ständigem Wandel unterworfenen Programm Liebe.

Arzt- und Gruselsatire

Der Wiener Omar Sarsam ist im Brotberuf Kinderchirurg. Naheliegend, dass sich auch sein Kabarett um weiße Kittel, Urologentermine und witzige Geschichten aus dem Spitalsalltag dreht. Das sprachliche (Miss-)Verständnis steht im Zentrum von Sarsams Humor, gerade dann, wenn er Studien zu Multikulti anstellt. Sein neues Stück (nach Diagnose: Arzt) heißt Herzalarm – und soll sich diesmal weit über das Medizinthema hinausbewegen. Er kommt am 4. Mai nach St. Pölten.

Tags darauf, am 5. Mai, gastiert das junge Kabarettduo Maurer/ Novovesky mit der anarchischen Gruselsatire Jetzt. Actiongeladen, mit Wendungen und Windungen vor Lachen, zählt das Stück zum Besten, was das Nachwuchskabarett derzeit hergibt.

Um die jungen Talente des Jazz geht es beim 13. Marianne-Mendt-Jazzfestival, das am 1. Juni u. a. mit Literatur von Erwin Steinhauer eröffnet wird. Mendt präsentiert junge Jazzmusiker, die bei zahlreichen Castings in ganz Österreich entdeckt wurden. Am 2. Juni gibt Mendt auch selbst ein Konzert. (Stefan Weiss, 12.1.2018)