Michael Duscher (li.) und Jakob Redl bringen die NÖ Kulturlandeshauptstadt St. Pölten GmbH ins Gespräch.


Foto: Peter Rauchecker

St. Pölten – Im Jahr 2024 werden die europäischen Kulturhauptstädte in Estland und Österreich liegen. So viel steht schon einmal fest. Die Bewerbungsfrist läuft bis 2018, seit 1. Dezember 2017 arbeitet nun die NÖ Kulturlandeshauptstadt St. Pölten GmbH daran, die Stadt St. Pölten samt umliegender Regionen ins Rennen zu schicken.

Das Kernteam bilden die Geschäftsführer Albrecht Großberger und Michael Duscher sowie Projektmanager Jakob Redl. Für eine erfolgreiche Bewerbung muss zunächst die Frage gestellt werden, was St. Pölten zur Kulturhauptstadt machen kann.

"Das werden wir im nächsten Jahr erarbeiten. Zusammen mit Fachleuten, Kulturschaffenden, mit dem Tourismus, der Wirtschaft und der Wissenschaft, vor allem aber mit den Menschen, die ,Kultur' in St. Pölten täglich erleben und leben", sagt Duscher.

Der Geschäftsführer verspricht sich von dem Titel außerdem die Möglichkeit, die Region einem großen Publikum näherzubringen. "Als Kulturhauptstadt Europas steht man eindrücklich und nachhaltig auf der ,europäischen Landkarte', weit über das eine Jahr hinaus."

Gleich wichtig wie das Ziel sei aber der Weg: die Chance, die sich durch die Bewerbung für die Entwicklung von St. Pölten selbst ergibt. "Die Bewerbung für 2024 ist ein perfekter Rahmen, die Bedeutung von Kunst und Kultur für alle Bereiche des Lebens zu betrachten und langfristig weiterzudenken – in St. Pölten und der Region."

Welche Potenziale die Stadt zu bieten hat, will Projektmanager Redl herausfinden: "Wir wollen eine profunde Analyse der ,kulturellen DNA' St. Pöltens erarbeiten. Eine ganz große Stärke kennen wir schon: dass alle an einem Strang ziehen und voller Tatendrang und auch Neugier sind." Eine große Herausforderung und ein ebensolches Anliegen ist, Bevölkerungsgruppen aktiv zu integrieren. Die Basis dafür bildet die 2016 gegründete Plattform KulturhauptStart.

"Wir wollen Informationen, Meinungen, Anregungen und Ideen von möglichst vielen Seiten hören und einfließen lassen", so Redl. Dabei soll der Kulturbegriff weiter gefasst werden und auch die Bereiche Wissenschaft, Bildung, Baukultur, lokale Bräuche, die Kreativszene, Handwerks-und Kochkunst und Landschaftsgestaltung miteinbeziehen. "Den Gedankenaustausch auf diesen unterschiedlichsten Ebenen, weit über den klassischen Kulturbereich hinaus, zu animieren, zu moderieren, zu strukturieren, zu analysieren und dann entsprechend zu transportieren – das ist der Auftrag."

Besiedelt seit 5000 Jahren

Eine weitere Chance für eine erfolgreiche Bewerbung St. Pöltens als Kulturhauptstadt sieht Redl in der europäischen Dimension der Stadt, die in der geografischen Position – mitten in Europa – zu finden sei. "Das Gebiet ist seit rund 5000 Jahren besiedelt und kann zur Kultivierung Mitteleuropas unglaublich viel erzählen."

Andererseits bilde die "junge" Landeshauptstadt als dynamische, wachsende Stadt auch die jüngere Geschichte des Zusammenwachsens Europas und des Europas der Regionen gut ab: "Wir haben im Raum St. Pölten ein reges Kulturleben, das heute ganz selbstverständlich im nationalen und internationalen Kontext wirkt. Darauf können wir aufbauen. Das sind aber nur drei von sehr vielen Aspekten, die zu betrachten sind."

Ende des Jahres entscheidet sich, ob St. Pölten die Vorauswahlrunde überstanden hat. Den Titel Kulturhauptstadt haben sich für 2018 bereits Valetta in Malta und Leeuwarden in den Niederlanden gesichert. (Katharina Stöger, Spezial, 12.1.2018)