Das Rennen um den ersten börsennotierten Fonds (ETF) auf Bitcoin ist in vollem Gang. Der Weg dahin ist aber länger und steiniger als anfänglich gedacht. Wegen Bedenken der mächtigen US-Börsenaufsicht SEC zogen allein in den vergangenen Tagen fünf Fondsanbieter ihre Zulassungsanträge für einen Kryptowährungs-Fonds zurück.

"Die SEC wird alle Firmen mit Bitcoin-Aktivitäten mit wachsender Aufmerksamkeit beobachten", sagt Marc Butler, Manager der Firma Intelligize, die Unternehmen in Fragen der Einhaltung von Regularien berät. "Anleger sollten gewarnt sein: Wenn etwas zu gut scheint, um wahr zu sein, ist es das wahrscheinlich auch."

Unterschiedliche Ansätze

Pflichtveröffentlichungen zufolge hoffen aktuell mindestens 14 ETFs und andere Börsen-Produkte rund um Bitcoin auf grünes Licht von der SEC. Die Ansätze sind höchst unterschiedlich: Einige wollen direkt in Bitcoin investieren, ähnlich wie der ETF der Investoren Cameron und Tyler Winklevoss, dem die Behörden im März 2017 eine Absage erteilt hatten. Die beiden Brüder betreiben die Bitcoin-Börse Gemini und hatten sich einen jahrelangen Rechtsstreit mit Mark Zuckerberg geliefert, dem sie vorwerfen, ihnen die Idee für das milliardenschwere Online-Netzwerk Facebook geklaut zu haben.

Andere Anbieter setzen bei ihren ETFs auf die kürzlich gestarteten Bitcoin-Futures. Die SEC habe allerdings Bedenken wegen der Liquidität und der Bewertung der Terminkontrakte, teilte etwa der Vermögensverwalter Rafferty am Montag mit. Darum habe ihn der Regulierer aufgefordert, den Zulassungsantrag zurückzuziehen, bis diese Fragen geklärt seien. Der Kurs des Rafferty-ETFs hätte sich doppelt so stark bewegt wie der Bitcoin-Preis – und schon bei letzterem sind zweistellige prozentuale Ausschläge keine Seltenheit.

Hohe Hürden

Andere Fondsanbieter gaben in Pflichtveröffentlichungen bekannt, ebenfalls von der SEC gedrängt worden zu sein, ihre Pläne auf Eis zu legen. Mit dem Start der Future-Handels sei Bitcoin zwar auf dem Weg zum Anleger-Mainstream, sagt Analyst Neil Wilson vom Brokerhaus ETX Capital. Die weiteren Hürden für den Eintritt in den Massenmarkt seien aber höher. "Die SEC hat klargemacht, dass sie nicht klein beigeben und in naher Zukunft Bitcoin-ETFs genehmigen wird." Insidern zufolge bereiten der Behörde unter anderem mögliche drastische Preisunterschiede zwischen Bitcoin und den Terminkontrakten Kopfschmerzen.

Entmutigen lassen sich die Fondsfirmen von den Bedenken der Behörden aber nicht. "Die treibende Kraft ist die Kunden-Nachfrage", betont Axel Merk, Gründer des ETF-Anbieters Merk Investments. "Wenn sich die Menschen für Bitcoin begeistern, werden Leute versuchen, einen Bitcoin-ETF auf den Markt zu bringen." Er wisse von mehreren Fonds, die die Kritikpunkte der SEC analysierten, um ihre Produkte entsprechend anzupassen.

Einige Anbieter wollen die Bedenken der Behörde zertreuen, indem sie auf traditionelle Anlageklassen setzen. Fünf von ihnen planen ETFs mit Aktien von Unternehmen, die sich mit Bitcoin oder der Blockchain-Technologie, auf der Kryptowährungen basieren, beschäftigen.

Für den Anwalt Trace Schmeltz, Partner in der US-Kanzlei Barnes & Thornburg, ist die Zulassung des ersten Bitcoin-ETF aus einem weiteren Grund nur eine Frage der Zeit. "Wenn die SEC nicht damit beginnt, Produkte zu genehmigen, fallen die US-Märkte hinter die europäischen und asiatischen zurück. Das ist immer eine Sorge." (APA, 12.01.2017)