Honolulu/Wien – Ein falscher Raketenalarm hat am Samstag den US-Bundesstaat Hawaii im Pazifik in Angst und Schrecken versetzt. Die Katastrophenschutzbehörde EMA des Bundesstaats versandte SMS-Nachrichten, in denen vor einer Rakete gewarnt wurde, die im Anflug auf Hawaii sei.

"Dies ist keine Übung", hieß es in der Nachricht, die am Samstagmorgen (Ortszeit) auch als Laufband im aktuellen TV-Programm eingeblendet wurde. Die Bevölkerung solle unverzüglich Schutz suchen.

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Foto: Tulsi Gabbard/via REUTERS

Die Behörde korrigierte ihre eigene Nachricht 38 Minuten später auf gleichem Weg, kurz zuvor bereits via Twitter und Facebook. "Keine Raketenbedrohung für Hawaii", hieß es in der kargen Botschaft. Auch die US-Streitkräfte teilten mit, sie hätten keine Anzeichen für eine Raketenbedrohung.

"Den falschen Knopf gedrückt"

Ein EMA-Sprecher sagte, jemand haben fälschlicherweise die Informationskette ausgelöst, die zu der Handy-Warnung geführt habe. Jemand habe "den falschen Knopf gedrückt", hieß es weiter. Der Mitarbeiter soll seinen Fehler schnell gemerkt haben, als sein eigenes Handy die Warnmeldung ausspuckte. Über mögliche Konsequenzen für den Mann wollte der Sprecher keine Angaben machen.

Hawaii liegt nach Einschätzung von Experten in Reichweite von Raketen aus Nordkorea. Das Land hat trotz UN-Verboten zahlreiche Raketen und Atombomben getestet. Ende November feuerte Nordkorea erneut eine Interkontinentalrakete zu Testzwecken ab. Die Führung erklärte kurze Zeit später, das Land könne jetzt das gesamte US-Festland mit Atomsprengköpfen angreifen. Nach Schätzungen des US-Physikers David Wright könnte eine nordkoreanische Rakete etwa 37 Minuten nach Abschuss in Hawaii einschlagen.

US-Präsident Donald Trump und die international isolierte Führung in Pjöngjang unter Staatschef Kim Jong Un lieferten sich 2017 einen rhetorischen Schlagabtausch, der international die schlimmsten Befürchtungen auslöste. Trump hat mehrfach mit Gewalt gedroht, sollte Nordkorea die Drohungen gegenüber den USA fortsetzen. Die Führung in Pjöngjang gab an, sie lasse Atomwaffen nur zur Verteidigung entwickeln.

Nach Angaben des Weißen Hauses wurde der Präsident über den Fehlalarm auf Hawaii unterrichtet – mit dem Hinweis, dass es sich um eine örtliche Übung handle. Auch auf der Pazifikinsel Guam, einem US-Außengebiet, hatte es im vergangenen August einen falschen Raketenalarm gegeben.

Auf Twitter äußerten sich zahlreiche Nutzer erleichtert, dass der Präsident sein Golfspiel wichtiger gefunden habe als die angebliche Bedrohung eines US-Bundesstaates und deshalb keinen Gegenschlag angeordnet habe. Trump selbst thematisierte den Fehlalarm zunächst nicht über Twitter.

Im 50. US-Bundesstaat leben nach offiziellen Angaben gut 1,5 Millionen Menschen. Zudem halten sich jederzeit Zehntausende Touristen auf den Inseln aus – im Jänner 2017 etwa reisten nach Angaben der örtlichen Tourismusbehörde insgesamt mehr als 750.000 Menschen nach Hawaii. Öffentliche Warnungen gehen in den USA über die am System beteiligten Mobilfunknetze direkt an alle Handys, die im Bereich Hawaii eingeloggt sind – also auch an die von Besuchern.

"Das hätte nicht passieren dürfen"

Gouverneur David Ige entschuldigte sich für den Fehler. "Das hätte nicht passieren dürfen", sagte er bei einer Pressekonferenz. Es werde daran gearbeitet, dass sich derartiges nicht wiederholen könne. Ige – anders als der Republikaner Trump ein Mitglied der demokratischen Partei – twitterte außerdem: "Wir müssen außerdem alles tun, um Frieden und Deeskalation mit Nordkorea zu fordern."

Die Behörden kamen unter Zugzwang, weil offenbar viele Menschen unnötig in große Angst versetzt wurden. Die Bundes-Katastrophenschutzbehörde FEMA leitete eine Untersuchung ein. Die Kongressabgeordnete Tulsi Gabbard aus Hawaii sagte, viele Menschen hätten Todesangst gehabt. "Die Leute bekamen die Nachricht und dachten: 15 Minuten. Wir haben 15 Minuten, dann können wir und unsere Familien tot sein."

Auch die Top-Golfprofis der Welt, die sich auf Hawaii zu einem PGA-Turnier befanden, wurden von dem falschen Alarm verschreckt. US-Profi J.J. Spaun verschanzte sich im Keller seiner Hotels, wie er auf Twitter schrieb. Und sein Landsmann John Peterson twitterte: "Mit meiner Frau, Baby und Schwiegereltern unter Matratzen in der Hotelbadewanne. Lieber Gott, bitte lass den Raketenalarm nicht echt sein". Nach der Entwarnung ergänzte Peterson seinen Tweet: "Oh Mann, wie kann man nur so auf den falschen Knopf drücken". (APA, 14.1.2018)