Ivanović galt als einer der führenden Köpfe der serbischen Minderheit im Kosovo.

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Polizisten am Tatort

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Mitrovica/Wien – Der prominente kosovoserbische Politiker Oliver Ivanović ist am Dienstag bei einem Attentat in Nord-Mitrovica getötet worden. Ivanović war kurz nach 8 Uhr vor seinem Büro angeschossen worden, Reanimierungsversuche im Krankenhaus blieben vergeblich, hieß es von offizieller Seite.

Eine serbische Regierungsdelegation, die am Dienstag nach monatelanger Pause in Brüssel die von der EU initiierten Normalisierungsgespräche mit Vertretern des Kosovo aufnehmen sollte, hat unterdessen entschieden, die Gespräche zu unterbrechen und nach Belgrad zurückzukehren, meldete der Belgrader Sender RTS.

Fünf Schusswunden

Shuqri Syla, Chefankläger der Region, bestätigte dem Sender Free Europe Ivanovićs Tod. Der Überfall sei gegen 8.15 Uhr passiert. Ivanović habe nach Angaben seines Anwalts Nebojša Vlajić mindestens fünf Schusswunden im Brustbereich erlitten. Die Polizei habe nach dem Angriff vor den Büroräumen drei Patronenhülsen sichergestellt, gab Ivanovićs' Partei SDP bekannt.

Die kosovarische Polizei bestätigte den Angriff, weitere Details wurden nicht vermeldet. Über die Angreifer sei vorerst nichts bekannt, die Fahndung wurde eingeleitet. Bei einem nur wenige hundert Meter vom Tatort entfernt sichergestellten verbrannten Opel Astra soll es sich laut Medienberichten um den Wagen der Angreifer handeln.

Zweiter Anschlag

Dem Attentat war bereits ein Anschlag auf Ivanović vorausgegangen: Erst vor wenigen Monaten wurde der Wagen des Politikers vor seinem Wohnhaus in Brand gesetzt. Vor der Kommunalwahl im Oktober hatten sich vier Kandidaten seiner Sozialdemokratischen Partei nach Drohungen zurückgezogen.

Ivanović war im Jänner 2016 von einem internationalen Gericht in Mitrovica wegen Kriegsverbrechen im Jahr 1999 schuldig gesprochen und zu neun Jahren Haft verurteilt worden. Im Februar 2017 hatte ein Berufungsgericht im Kosovo die Haftstrafe aufgehoben, der Prozess wurde seit August neu aufgerollt. (red, APA, 16.1.2018)