Wer kommt? Angela Merkel erwartet Sebastian Kurz.

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Wenn Bundeskanzler Sebastian Kurz am Mittwoch im Berliner Kanzleramt vorfährt, dann wird er dort natürlich freundlich empfangen. Militärische Ehren stehen auf dem Programm, es handelt sich schließlich um seinen Antrittsbesuch. Gastgeberin Angela Merkel hat schon vor ein paar Tagen durch Regierungssprecher Steffen Seibert ausrichten lassen, Kurz werde "freudig erwartet".

Ein Treffen unter Beobachtung

Denn: "Es steht fest, dass Österreich und Deutschland Partner, Freunde und Nachbarn auf ganz besonders hohem Niveau sind." Es weiß ja auch jeder, dass Kurz und Merkel der gleichen Parteienfamilie angehören. Und dennoch steht das Treffen der 63-Jährigen, die seit zwölf Jahren Regierungschefin ist, mit dem 31-jährigen Novizen unter besonderer Beobachtung.

Styria

Als Außenminister hat Kurz Merkel wegen ihrer Willkommenspolitik für Flüchtlinge abgewatscht, er gab in zahlreichen deutschen Medien Interviews. "Das hat Merkel nicht vergessen", heißt es in der CDU, wo der Aufstieg des österreichischen Kanzlers mit Interesse verfolgt wird.

Man hat durchaus registriert, dass die Glückwünsche der Kanzlerin für Kurz nach dessen Angelobung zum Kanzler eher geschäftsmäßig denn herzlich ausfiel. "Ich gratuliere natürlich dem Bundeskanzler Österreichs, Sebastian Kurz", sagte sie und erwähnte auch, dass sie dessen europapolitische Position genau verfolgen werde.

Regierungsbeteiligung der FPÖ "nicht so super"

Wenngleich Merkel großen Respekt vor dem Wahlsieg hat, den Kurz am 15. Oktober eingefahren hat – mit seinem Koalitionspartner ist sie weniger zufrieden. Dass Kurz mit der FPÖ in der Regierung ist, findet sie "nicht so super", heißt es in ihrer Umgebung.

Vielen der Jüngeren in der CDU gefällt, wie Kurz mit seiner Liste den Wahlsieg errungen hat, sie wünschen sich hier etwas mehr Durchlüftung auch in der CDU. Aber das wird nichts werden, "jedenfalls nicht mit Merkel", wie es einer formuliert, der lange dabei ist.

Einen derartigen Umbau einer Partei, selbst wenn er zum Wahlerfolg führt, kann man sich auch in der CSU nicht vorstellen – wenngleich dort die glühendsten Kurz-Bewunderer der Union sind.

"Es ist toll, dass Kurz unerschrocken das sagt, was Sache ist, dass er ausspricht, was die Bürgerinnen und Bürger mit ihrem gesunden Menschenverstand auch denken", lobt der CSU-Politiker und Bundestagsvizepräsident Hans-Peter Friedrich im STANDARD-Gespräch den Österreicher und nennt ihn einen "Freund".

Probleme benennen

Fragt man in der CSU, ob es nicht doch schmerze, dass Kurz mithilfe der FPÖ Kanzler wurde, so mag sich dazu offiziell niemand äußern. Ein hoher CSU-Politiker erklärt, man setze alles daran, dass bei der bayerischen Landtagswahl im Oktober 2018 die AfD nicht stark werde, und man würde mit ihr auch nie und nimmer koalieren. Nachsatz: Daher müsse die CSU auch "so auftreten, wie sie eben auftritt".

Für Friedrich ist wichtig, dass Kurz der FPÖ "sagt, wo es langgeht". Für den Antrittsbesuch bei Merkel hat er durchaus einen Wunsch: "Kurz sollte die Kanzlerin davon überzeugen, dass es Sinn macht, die Probleme zu benennen." (Birgit Baumann aus Berlin, 17.1.2018)