Wer Grippe oder einen grippalen Infekt hat, sollte unbedingt im Bett bleiben. Denn Schlaf ist das Wichtigste, zeigen Studien, zudem steckt man andere nicht an.

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Es ist eine ewige Verwechslung, deren Wurzel rein sprachliche Ursachen hat. "Ich bin grippig" ist einer jener Sätze, die dieser Tage kursieren. Und grippig ist der Überbegriff für eine Unzahl von Krankheiten. Ein Schnupfen kann genauso für ein grippiges Gefühl verantwortlich sein wie eine echte Influenza. Sogar dann, wenn Menschen Durchfall haben, sprechen sie von Magen-Darm-Grippe.

Mediziner jedoch denken in Erregern. Konkret in Viren und Bakterien. "Das Mikrobiom beziehungsweise das Virom sind derzeit Trendthemen", sagt Florian Thalhammer, Infektiologe an der Med-Uni Wien, und meint damit eine Gesamtsicht auf den Menschen und seine Umgebung. Man wisse gar nicht, wie viele unterschiedliche Keime die Menschen zu jedem Zeitpunkt umgeben, man kenne eben nur jene, die die Menschen krank machen. Das Influenza-Virus zum Beispiel. Es kursiert rund um den Erdball und verändert sich auf seiner Reise permanent, je nachdem, wer seine "Wirte" sind. Wer an Influenza erkrankt, wird ein Wirt. Da die Menschen in den vergangenen 60 Jahren durch das Aufkommen des Massenflugverkehrs extrem mobil geworden sind, verbreiten sich auch Viren ganz besonders schnell.

Vergleich der Symptome

Trotzdem: Ein grippaler Infekt, der etwa von einem Rhinovirus, also einem Schnupfenvirus, verursacht wird, verläuft anders als eine Influenza-Infektion. Und das von Beginn an. 90 Prozent der Influenza-Infizierten haben Symptome wie Husten, Frösteln, hohes Fieber und starke Gliederschmerzen. Diese Krankheitszeichen werden bei sogenannten grippalen Infekten wesentlich seltener beobachtet. Schnupfen wiederum tritt bei Erkältungen bei 80 bis 100 Prozent der Betroffenen auf, bei echt Grippekranken nur in 20 bis 30 Prozent der Fälle. Von Halsschmerzen wiederum sind beide Gruppen in etwa gleich betroffen.

Zwei Krankheiten, deren Namen häufig synonym verwendet werden: Grippe und grippaler Infekt. Tatsächlich sind die Symptome aber sehr unterschiedlich.
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"Und meistens wollen die Patienten, die bei uns landen, dann Antibiotika", so Thalhammer lachend, weil er ungefähr schon eine Million Mal erklärt hat, dass Antibiotika nur gegen Bakterien, nicht aber gegen Viren wie Influenza oder Rhinoviren helfen. Die Verwirrung erklärt er aber noch aus einer anderen Perspektive. Oft ist es so, dass ein Virus das Immunsystem so schwächt, dass sich auf die Virusinfektion ein krankmachendes Bakterium draufsetzen kann. Virale Infektionen dauern durchschnittlich sieben Tage, bei Patienten, die wesentlich länger krank sind, ist oft genau diese Dopplung, eine sogenannte Superinfektion mit Bakterien, passiert. Ihnen helfen dann Antibiotika tatsächlich.

Medikamente bei Grippe

Und was ist mit antiviralen Medikamenten mit dem Wirkstoff Oseltamivir wie etwa Tamiflu? "Interessanterweise scheint das antivirale Medikament beim diesjährig dominierenden Influenza-B-Stamm wesentlich besser zu wirken", beobachtet Thalhammer, der diese Medikamente Influenzapatienten, die in einem generell schlechten Allgemeinzustand kommen, verabreicht. Auf seiner Station zeigt ein Schnelltest eine Grippeinfektion in 15 Minuten an und gibt auch Aufschluss, um welchen Stamm es sich handelt.

Bei mit Influenza-B-Infizierten wirkt die Therapie vor allem dann, wenn sie gleich am Beginn einer Erkrankung verabreicht wird. Viele Patienten können nach 24 – spätestens nach 48 – Stunden wieder nach Hause entlassen werden.

Bei Influenza-A-Stämmen fühlen sich die Menschen viel kränker, auch Oseltamivir scheint daran vorerst wenig ändern zu können. "Influenza-Erkrankte gehören vor allem ins Bett", so Thalhammer.

Die effizienteste Methode, sich zumindest im nächsten Winter vor einer Erkrankung zu wappnen, sei immer noch die Impfung. Die gute Nachricht: Im Herbst 2018 wird der Vierfach-Impfstoff, der sowohl zwei A- und zwei B-Stämme enthalten wird, breit verfügbar sein. Warum die Menschen auf diese Option verzichten, kann sich Thalhammer auch nicht erklären. Jede Saison aufs Neue nicht. (Karin Pollack, 21.1.2018)

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