Schon die Premiere der neuen Heldin Rey sorgte bei manchen Fans für erboste Reaktionen.

Foto: Disney

Die verstärkte Präsenz starker Frauen in "Star Wars" sorgt für Unmut unter manchen Fans der Reihe. Schon die Einführung von Rey als neuer Hauptfigur in "The Force Awakens" brachte Filmgigant Disney von diesen herbe Kritik ein. Gegen den jüngsten Teil, "The Last Jedi", soll es botgestützte Wertungssabotage gegeben haben – die betroffene Plattform, Rotten Tomatoes, erklärte gegenüber Forbes allerdings, dass es keine ernsthaften Anzeichen für eine Manipulation gibt. Regisseur Rian Johnson wird auf Twitter für seine Arbeit regelmäßig angefeindet.

Ein selbsternannter "Männerrechtler" ist nun einen Schritt weiter gegangen. Er hat eine neu geschnittene Version des Blockbusters veröffentlicht, in der Frauen weitestgehend entfernt oder ihr Stellenwert stark reduziert wurde.

Illegale Kopie von bescheidener Qualität

Die Videoqualität des auf der Torrent-Plattform Pirate Bay gelandeten und mittlerweile über weitere Kanäle verbreiteten "De-feminized Fan-Edit" ist laut Pedestrian TV eher bescheiden. Dies ist auch wenig verwunderlich, denn es soll sich um die Bearbeitung einer im Kino abgefilmten Version mit Untertiteln in einer asiatischen Sprache handeln. In anderen Worten: eine illegale Kopie des Streifens, der aktuell noch in vielen Kinos läuft und wohl noch einige Monate von einem Release auf Blu-ray, DVD und digitalen Plattformen entfernt ist.

Hinweis: Achtung, der nach dem Trailer folgende Text enthält Spoiler zur Handlung des Filmes!

Trailer zu "Star Wars: The Last Jedi"
Star Wars

Gelöschte Admiralin, schwächliche Rey

In der Beschreibung gibt der unter dem Pseudonym "JohnWick" (der Name eines von Keanu Reeves gemimten Actionhelden) auftretende Uploader auch Preis, welche Änderungen vorgenommen wurden. Komplett entfernt wurde etwa die Admiralin Amilyn Holdo, die somit auch nicht für die außer Gefecht gesetzte Prinzessin Leia einspringt und sich schlussendlich opfert.

Der geplante Kamikaze-Akt von Poe endet nicht mit seiner Rettung. Dementsprechend wird Poe für seinen Versuch auch nicht von Leia kritisiert und degradiert. Leia stirbt durch die Hand von Kylo Ren, der es wiederum als größerer "Badass" nun mit mehr Wachen von Imperator Snoke aufnimmt. Rey hingegen erhält weniger Präsenz und gerät schon bei der ersten Wache in Schwierigkeiten.

Von 152 auf 46 Minuten

Auch die Rolle von Rose Tico wird reduziert. Sie taucht nun nur noch als gelegentliche Bewunderin von Finn auf. Ihre Schwester wurde ebenfalls aus dem Film geschnitten, ebenso wie Finns Fluchtversuch. Generell wurde eine Reihe von Aufnahmen, die etwa die Gesichter weiblicher Charaktere zeigen, entfernt. Und Luke Skywalker tritt nun nicht als Projektion auf, sondern stirbt durch den Laserbeschuss vor dem Rebellen-Versteck.

Die mit sexistischer Motivation bearbeitete Fassung ist freilich deutlich kürzer als das Original. 152 Minuten dauert das Original, der "De-feminized Fan-Edit" ohne "Girlz Powah und anderem dummen Zeug" kommt mit 46 Minuten nur auf grob ein Viertel der Länge.

Die Änderungen seien "clownesk", attestiert Digg dem Werk. Auch der Uploader selbst gesteht Probleme ein. So gebe es durch die Änderungen Handlungslöcher und einige Schnitte, insbesondere betreffend den Ton, seien "nicht so sanft, wie sie sein sollten". Man solle ihn sich weniger als Blockbuster ansehen, sondern als "Episode einer nicht-existenten, mittelmäßigen 'Star Wars'-Serie" vorstellen, die man sich nun "ohne Übelkeits-Gefühl" ansehen könne.

Abgeleitet von "Despecialized Editions"

Die Bezeichnung "De-feminized Fan-Edit" hat sich der Macher offenbar von den "De-specialized Editions" entlehnt. Bei diesen handelt es sich um Fanbearbeitungen der ersten "Star Wars"-Trilogie, um sie möglichst nahe an ihrer Erstfassung zu halten. Denn von dieser existieren in kommerzieller Form für moderne Formate nur noch die überarbeiteten "Special Editions". Diese stoßen unter Fans auf zwiespältiges Echo. (gpi, 19.01.2018)

Update, 09:40 Uhr: Falsche Längenangabe zum Originalfilm korrigiert.

Update, 12:30 Uhr: Die Bewertungsplattform Rotten Tomatoes hat gegenüber Forbes eine Einflussnahme auf die Wertung für "The Last Jedi" durch Bots bestritten. Dies ist nun auch im Artikel abgebildet.