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Matthias Walkner am Ziel seiner Träume.

Foto: REUTERS/Andres Stapff

Cordoba/Wien – Matthias Walkner ist einem flotten Spruch nicht abgeneigt. Als der Sieger der diesjährigen Rallye Dakar 2015 sein Renndebüt gab, formulierte der Motorradfahrer sein bescheidenes Ziel mit trockenem Humor: "Ich will keinen Hubschrauber von innen sehen."

Der Anblick eines Notarztes blieb dem Salzburger erspart, eine Lebensmittelvergiftung stoppte ihn dennoch. Ein Jahr später sah Walkner die Rotorblätter von unten. Er zog sich bei einem Sturz einen Bruch des Oberschenkels zu und musste ein halbes Jahr Rehabilitation in Kauf nehmen.

Ein schmerzhafter Lernprozess, der Früchte tragen sollte. Ehe der 31-jährige KTM-Pilot am Samstag als Triumphator ins argentinische Córdoba einzog, fuhr er bereits 2017 als Zweiter der Gesamtwertung auf das Podest. Wohlgemerkt als erster Österreicher in der vierzigjährigen Historie des Motorsportklassikers.

Motocross

Walkner wurde 1986 in Kuchl geboren. Seine erste Motocrossmaschine, eine Kawasaki KX 80, bekam der Bursche mit 14 Jahren geschenkt. Mutter Anneliese durfte es erst nachträglich erfahren. Ein Faible für das Extreme kann man der Familie nicht absprechen. Die um sieben Jahre ältere Schwester Eva ist Freeride-Skiprofi und wurde auf der World Tour zweimal Weltmeisterin. Die österreichische Öffentlichkeit nahm davon kaum Notiz. Ähnlich erging es Matthias Walkner, als er 2012 den Motocross-Weltmeistertitel in der MX3-Klasse gewann. Der einstige Dakar-Teilnehmer Heinz Kinigadner brachte dem "Hias" schließlich den Reiz des Rallyesports näher. Seither ist Walkner Feuer und Flamme.

Nun ist auch die Zeit der Anerkennung gekommen. "Mein Sportler des Jahres", schreibt Skigigant Marcel Hirscher auf Facebook. Die beiden verbindet eine langjährige Freundschaft, gemeinsame Ausflüge auf der Maschine inklusive.

"Es wird dauern, bis ich realisiert habe, was hier passiert ist", sagte Walkner nach 8276 Kilometern und 14 Etappen, die ihn durch die Landschaften von Peru, Bolivien und Argentinien geführt haben. Die Navigation habe sich in diesem Jahr besonders kompliziert gestaltet. In der Tat verhedderten sich einige Spitzenfahrer in der Botanik. Walkner behielt den Durchblick.

"Ein Traum wurde wahr", sagt der Champion. Und verrät seine ebenso simpel wie bescheiden klingende Strategie: "Ich habe einfach versucht, keine Fehler oder irgendetwas Dummes zu machen." Es ist ihm bravourös gelungen. (Philip Bauer, 21.1.2018)