Die Region Zermatt war bereits das zweite Mal innerhalb von zwei Wochen weder per Bahn noch per Straße erreichbar. Ein Hubschraubershuttle konnte wegen des schlechten Wetters nur einige Gäste ausfliegen.

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Zermatt/Ischgl – Nach heftigen Schneefällen hat sich die Lawinengefahr in Westösterreich und der Schweiz massiv verschärft. Wegen Straßensperren waren mehrere Wintersportorte nicht erreichbar, darunter St. Anton am Arlberg und seit Sonntagabend auch Ischgl und das gesamte Paznauntal. Die Region um Zermatt im Schweizer Kanton Wallis war seit Sonntag praktisch von der Außenwelt abgeschnitten.

Die Arlbergstraße (B197) soll heute, Montag, zwischen 15.00 und 17.00 Uhr für all jene geöffnet werden, die St. Anton verlassen wollen. Dies teilte ein Sprecher des ARBÖ mit. Nach St. Anton hineinfahren wird jedoch weiterhin nicht möglich sein. Nach 17.00 Uhr soll die Straße aufgrund der großen Lawinengefahr wieder komplett gesperrt werden.

Nach den heftigen Schneefällen der letzten Tage hat sich die Lawinengefahr in Westösterreich massiv verschärft. Der Lawinenwarndienst hat am Montag – das erste Mal seit 1999 – für manche Teile Tirols die höchste Lawinenwarnstufe ausgegeben.
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In weiten Teilen der Schweiz wurde die höchste Lawinenwarnstufe ausgerufen. Seit 1999 habe es nichts Vergleichbares gegeben, sagte eine Sprecherin des Schweizer Wetterdiensts.

Die Region Zermatt war bereits das zweite Mal innerhalb von zwei Wochen weder per Bahn noch per Straße erreichbar. Ein Hubschraubershuttle konnte wegen des Schlechtwetters nur einige Gäste, die abreisen wollten, ausfliegen. Viele Bergbahnen stellten den Betrieb ein, sodass nur wenige Pisten offen waren.

Das Tourismusbüro tröstete die Gäste mit Verweis auf die möglichen anderen Aktivitäten. Es gebe eine Indoor-Kletterhalle, ein Kino, das Matterhornmuseum und die Möglichkeit, Billard zu spielen, sagte eine Sprecherin. In dem Ort befinden sich derzeit etwa 9.000 Touristen. Es ist unklar, wann sich die Situation wieder normalisiert. Die Lawinenkommissionen beraten, was zu tun ist.

Gargellen im Montafon ist seit Sonntagnachmittag nicht mehr erreichbar. Aufgrund der Lawinengefahr wurde die einzige Zufahrtsstraße gesperrt. Auch der Bahnverkehr zwischen Vorarlberg und Tirol wurde ausgesetzt.
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Auch in Österreich ist die Lage schwierig. In St. Anton und im Paznauntal mit dem Wintersportort Ischgl waren ebenfalls tausende Touristen eingeschneit. St. Anton kann derzeit weder über Straßen noch per Bahn erreicht werden. In der Region herrschte am Sonntagabend Lawinenwarnstufe vier, die zweithöchste. Sämtliche Loipen waren gesperrt. Auch das Paznauntal war nicht mehr über Straßen erreichbar. Am Montag sollte die Lage dort neu beurteilt werden. Von der Außenwelt abgeschnitten war auch Samnaun auf der Schweizer Seite des Silvretta-Skigebiets.

In Westösterreich waren viele Bahnstrecken wegen Lawinengefahr gesperrt, auch die Verbindung zwischen Landeck und Bludenz. Alle Bahnreisenden zwischen der Schweiz und Österreich mussten auf Busse ausweichen, die durch den Arlbergtunnel auf der S16 unterwegs waren. Reisenden nach St. Anton wurden im Raum Landeck Ersatzunterkünfte zur Verfügung gestellt.

Nach Angaben des ÖAMTC waren in Westösterreich rund 30 Straßenzüge wegen der Lawinengefahr gesperrt, darunter die Reschenstraße ab Kajetansbrücke und die Kaunertalstraße. Damit waren Nauders beziehungsweise das Kaunertal nicht erreichbar.

Großes Risiko in Salzburg

Auch in Österreich wurden am Montag hohe Lawinenwarnstufen ausgerufen, mindestens ein halber Meter Neuschnee sollte dazukommen. In Salzburg wurde nach neuerlichen Schneefällen Warnstufe vier ausgerufen. Seit Sonntagfrüh wuchs die Schneedecke in weiten Teilen des Landes um 20 bis 30 Zentimeter.

Große Lawinengefahr herrscht auch im Großteil von Salzburgs Bergen.
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Auswirkungen des Winterwetters zeigten sich auch im Straßenverkehr: Auf vielen höheren Verbindungen bestanden Sperren oder Kettenpflicht, auch im Großraum Salzburg kam es Montagfrüh zu starken Behinderungen.

Gebietsweise höchste Warnstufe in Tirol

In Tirol stieg die Gefahrenstufe erneut an. Experten des Landes stuften das Risiko verbreitet mit Stufe vier ein, gebietsweise herrschte aber auch "sehr große" Lawinengefahr, die höchste Stufe. Diese wurde in Tirol zuletzt 1999 ausgegeben, dem Jahr der Lawinenkatastrophe von Galtür.

Straßensperren wurden laut ÖAMTC etwa für die Paznauntalstraße (B188) zwischen See und Kappl eingerichtet. Die Orte Kappl, Ischgl und Galtür waren nicht erreichbar. Auch die Arlbergstraße (B197) war gesperrt, ebenso die Lechtalstraße (B198) zwischen der Vorarlberger Landesgrenze und Steeg. Die Lage werde von der Polizei derzeit stündlich neu bewertet, sagte ein ÖAMTC-Sprecher. Die Sperren dürften jedoch noch länger dauern.

Erhebliche Gefahr in Niederösterreich

In den Ybbstaler Alpen und im Rax-Schneeberg-Gebiet oberhalb von 1.200 Metern galt ebenfalls Lawinenwarnstufe vier. Darunter und in den Türnitzer Alpen galt Stufe drei ("erheblich"), teilte der Warndienst Niederösterreich mit. Die spontane Lawinenaktivität stieg an.

Lawinenabgang in Ridnaun.
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Auch im italienischen Ridnauntal herrscht Lawinengefahr. Am Montagvormittag kam es hier zu einem ersten Lawinenabgang.

Ein Toter in Bayern

In Oberbayern wurden am Wochenende mehrere Skifahrer bei Lawinenabgängen verletzt – einer ist im Krankenhaus gestorben. Der 30-Jährige hatte am Sonntagvormittag eine Tour im Geigelsteingebiet unternommen. Er war mit einem 57-Jährigen unterwegs, der sich und auch den Jüngeren aus der Lawine befreien konnte. Die Reanimationsmaßnahmen bei dem 30-Jährigen blieben aber erfolglos.

Ein Teil der am Sonntag verunglückten Skifahrer konnte sich selbst retten, den weiteren half die Bergwacht, wie die Polizei mitteilte. Alle Betroffenen kamen zunächst in medizinische Behandlung. (APA, 22.1.2018)