Dabei fing alles ganz harmlos als Tauschmittel an. Regionale Währungsvereine wollen nun zurück zum "gesunden Geld". "Geld" ist immer Vereinbarungssache, das kann man im Casino genauso erleben wie beim Monopoly.
Seit den Neunzigerjahren greifen regionale Initiativen verstärkt die Ideen von Silvio Gesell und anderen Vordenkern auf, die bereits vor Jahrzehnten ein "gesundes" Geld erfanden - mit Erfolg. Während Waren mit der Zeit verderben, so die Grundidee, muss auch das Tauschmittel an Wert verlieren. "Schwundgeld" verliert im Quartal zwei bis drei Prozent seines Wertes, durch ein Märkchen wird es wieder aufgeladen.
Wenn man Geld als Infrastruktur ansieht, fällt für seine Benutzung eben eine Gebühr an. Dies führt dazu, dass diejenigen, die sich damit bezahlen lassen, sich beeilen, das Geld bald wieder auszugeben. Es bleibt im Fluss, wechselt viel häufiger seinen Besitzer und setzt dadurch ein Vielfaches an Kaufkraft frei. Und: Es fließt nicht ab. Mit dem "Waldviertler" kann man eben fast nur im Waldviertel etwas kaufen. Weltweit gibt es derzeit gut 2700 solcher Ortswährungen und Verrechnungssysteme, sie heißen "Kirschblüten", "Triestingtaler", "Rheingold" oder "Hansemark".
Mit ihnen kauft man beim Bäcker ein, der geht damit zum Müller und der Müller zum Schuster. Die Umlaufsicherung wird stets mit einem eingebauten Negativzins gesichert. Würde man genauso mit dem Euro verfahren, wäre der totale Kollaps die Folge. Denn die Umlaufsicherung hätte die schlagartige Freisetzung astronomischer Summen, den rasanten Anstieg der Geldmengen M1, M2 und M3 und somit die totale Inflation zur Folge. Auch Geldreformer setzen daher auf eine künftige neue Währung, wie sie bereits als "Terra" durchkonzipiert wurde. Auch Finanzexperten sprechen davon, dass "einige Funktionen des heutigen Geldsystems dazu neigen, sich zu widersprechen", wie es der belgische Zentralbankmanager Bernard Lietaer formuliert. Einstweilen formieren sich die regionalen Tauschsysteme.
Da das Monopol des Euro nicht angegriffen wird, sind die Zwergwährungen nicht zu knacken. Rechtsgutachten weisen darauf hin, dass vereinsinterne Komplementärwährungen dem Geldmonopol nicht entgegenstehen und im übrigen Privatsache der Teilnehmer sind.