Der Herr Strudl wäre eigentlich ein Fall für das Fitnesscenter oder eine Fettabsaugung, aber aus irgendwelchen Gründen zieht es der Mann vor, im Cafehaus zu sitzen und tagaus tagein über Gott und die Welt zu räsonieren. Lediglich am Sonntag muss der Krone-Leser auf die Ganzkörperabbildung dieses österreichischen Geistesidols verzichten, dafür aber hat Strudl seine „Sonntagsnotizen“ hinterlassen, die sich dann zum Beispiel so lesen: „Dass Afrika für seine Probleme no immer den Kolonialismus verantwortli macht, zeigt: A des Geschichtsbewusstsein kann ma übertreiben.“

Also das ist denn doch ein starkes Stück feiner historischer Reflexion! Da wird nicht nur die unerfreuliche Seite der europäischen Kolonialgeschichte in gerade einmal eineinhalb Sätzen restlos wegretuschiert, sondern auch noch ein Gedanke über die Tücken des Geschichtsbewusstseins nachgeschoben, der untergründig bestens zur aktuellen Debatte um Herrn Kampl passt: In Wahrheit ist doch auch der nur das Opfer eines übertriebenen Geschichtsbewusstseins!

Der inhaltlichen Perfidie dieser Strudl-Notiz entspricht ihre sprachliche Gestaltung, die in dem nicht alltäglichen Wortscheusal „verantwortli“ gipfelt. Es dürfte sich dabei um einen linguistischen Bastard handeln, der aus der Paarung einer konfusen Dialektauffassung und einem ungebrochenen Anbiederungswillen an eine Leserschaft entsprungen ist, die man offenkundig für grenzimbezil hält. Schade nur, dass wir nicht in Afrika sind: Dort pflegen nämlich weise Medizinmänner Leute, die für einen solch zynischen Unsinn verantwortli sind, schnellstens mit ein paar ordentlichen Backpfeifen zu kurieren.