Ich kann es nicht empirisch belegen, würde aber darauf wetten, dass die Verwendung des Worte "lecker" und "lecken" in Österreich einer der größten Aufreger für all jene ist, die auf eine sprachliche Grenzziehung zu unserem Nachbarland Wert legen. In Österreich wird geschleckt, das Lecken überlassen wir unseren bundesdeutschen Freunden.

Robert Sedlaczek hat in seinem prächtigen Buch "Das österreichische Deutsch" (Ueberreuter) einiges Material zum Lecken und Schlecken zusammen getragen. Demnach sind "schlecken" und "lecken" etymologisch eng verwandt. Die ältesten Belege von "lecken" ("mit der Zunge über etwas streichen") reichen ins 8. Jahrhundert zurück. "Schlecken" ist jüngeren Datums und wird in Deutschland auch verwendet, allerdings im Sinne von "genäschig lecken, naschen".

Umgekehrt ist aber in anderen Wendungen auch in Österreich das "Lecken" der Standard, so etwa in der Redensart "die Wunden lecken" oder im Götz-Zitat, wo ebenfalls das Lecken, nicht das Schlecken angeschafft wird.

In Deutschland (und vielleicht auch in Österreich?) ist es Mode geworden, das Adjektiv "lecker" dem Hauptwort, auf das es sich bezieht, in unflektierter Form voranzustellen, sodass man von "lecker Würstchen" oder, wie in der Jugendzeitung "Mädchen", von "lecker Jungs" lesen kann. Ein paar lingustisch-kulinarische Kostproben hierfür aus dem Internet: "Am Nachmittag gab's 'n lecker Würstchen bei meiner Tante." "Über dem Feuer wurden dann lecker Würstchen auf dem Stock gegrillt". "Die Schweden haben ein paar ganz lecker Jungs dabei – ich glaube ich bin für Schweden".