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Es ist schon länger her, dass hier über Werbung geschrieben wurde, höchste Zeit also, um, kurz vor Jahresende, wieder einmal auf dieses Gebiet vorzudringen. Zu diesem Zweck fische ich ein Mail aus dem Mailspeicher, das mir Frau S. K. schon vor ein paar Wochen geschickt hat. Im Jahr 2005, schreibt die Leserin, sei sie in erster Linie durch die Aufforderung der Limonadenmarke Fanta irritiert worden, „bamboocha“ zu sein und „das Leben mit dem großen Löffel" zu essen.

Ein Blick auf die Fanta-Homepage hat Frau S. K. zwar Auskunft gegeben, was mit „bamboocha“ gemeint ist (der Ausdruck stammt angeblich aus dem Polynesischen und steht für „ein neues Lebensgefühl“, „großartig“, „extrem cool“). Was allerdings mit dem süffigen Imperativ „Iß das Leben mit dem großen Löffel“ gemeint sein soll, bleibt rätselhaft.

Und auch ein wenig unlogisch: Denn erstens kann man ein Gulasch oder eine Gans essen, nicht aber das Leben. Außerdem könnte der „Löffel“ in diesem Zusammenhang leicht unerwünschte Assoziationen an die saloppe Redewendung „den Löffel abgeben“ hervorrufen. Oder gar an den Ausdruck „Gasthaus zum Schmutzigen Löffel“, wie man einen heruntergekommenen, schlampig geführten Verköstigungsbetrieb auch nennt (Lutz Röhrich, „Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten“).

Warum aber „bamboocha“? Ich könnte mir denken, dass die coolen Werber den Eindruck erwecken wollten, als wäre Fanta ein derart unbeschreiblich geschmackvolles Gebräu, dass es sie es mit Eigenschaftswörtern aus den gängigen Weltsprachen einfach nicht mehr fassen konnten und auf der Suche nach einem passenden Adjektiv erst den ganzen Globus bereisen mussten. Dabei stießen sie schließlich nach beschwerlicher Anfahrt mit dem Einbaum auf eine polynesische Insel, wo sie „bamboocha“ entdeckten wie Kolumbus einst Amerika. Nun, nichts gegen Fanta, aber für ein gelbes Zuckerwasser derart tief in die Exotismus-Kiste zu greifen, erscheint mir denn doch ein wenig verschmockt.

Vielleicht fällt den Lesern ja noch der eine oder andere sprachliche Kunstgriff der Werbebranche ein, der sie in diesem Jahr nicht bamboocha, sondern verwundert, verdattert oder gar verärgert zurückgelassen hat.